Die Ästhetik sich zu verhauen

Neben der Tatsache, dass mein Herzdoc auch auf der BDSM-Party war, kam ja auch noch das ganze andere Drumherum dazu. Mr. Bondage hatte sich als wir beim Shoppen waren schon mit der Sexshop-Besitzerin über das Buffet auf solchen Veranstaltungen unterhalten. Beide waren sich einig gewesen, dass ein Dom sich auf keinen Fall Essen holt, das wäre seiner Rolle nicht würdig. Verstand bei dem Gespräch nicht, aber ich hatte ja auch keine Vorstellung, wie es auf der Veranstaltung ablaufen würde. Ich ahnte jedenfalls, dass ich wohl für Essen holen zuständig sein würde. Mir macht es auch nichts aus im Essen zu bringen. Ich sorge auch gerne dafür, dass es ihm gut geht. Aber wenn es so ein unumstößliche (und dann auch noch unlogische) Regel ist, dann wird es schwierig.

Es gab ein Buffet, auf das sich ziemlich viele Menschen stürzten. Mr. Bondage stellte sich an einen Stehtisch und schickte mich zum Essen holen. Darauf war ich eingestellt, also ging ich los ihm Essen zu holen. Aber es erschloss sich mir nicht so ganz, warum ein Dom sich nicht selbst Essen holen können sollte. Was ihn denn weniger dominant aussehen lässt, wenn er sich das holt, was ihm am leckersten erscheint. So aß er halt das, von dem ich glaubte, dass es ihm schmecken könnte. Also das was er von seiner Sub vorgesetzt bekommt. Das ist wahrlich unfassbar dominant.

Mir war es zwischenzeitlich immer mal wieder zuviel an Eindrücken, an Gefühlslagen. Ich begehre gerne auf gegen Konventionen, Regeln die sich mir nicht erschließen. Darüber hinaus war mir nicht so ganz klar, wie unsere Rollen nun funktionieren. Wann war es okay, dass ich gleichberechtigt auftrete und wann nicht? Manchmal lief ich einfach weg und setzte mich auf einen Stuhl in eine Ecke. Ich wollte, dass er merkt, dass es nicht so einfach ist für mich. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass er keine Rücksicht darauf nimmt, dass ich ein Neuling bin. Aber ich kam auch immer wieder zu ihm zurück. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn allein rumstehen ließ auf der Party. Aber immerhin kannte er einige Menschen.

Wir standen im Laufe des Abends mit ein paar anderen an einem Tisch. Darunter ein älteres SM-Pärchen. Die unterhielten sich auch darüber, dass ja Frauen gibt, die das mit dem Subsein nicht „können“ würden. Hier lästern, da lästern. Mr. Bondage sagte, dass er Durst habe und ich antwortete frech, dass er ja wisse, wo die Bar sei. Das kam einfach so raus aus mir. Er war sauer, weil es vor Allem vor allen anderen passierte und sagte, schickte mich weg. Das war ein Gefühls-Auf und Ab. Ich verstand ihn ja einerseits, war aber auch enttäuscht. Wir rauften uns aber wieder zusammen. Es passierte sehr viel auf emotionaler Ebene.

Dazwischen sah ich mir an, wie andere so spielen. Manche davon ganz schön hart. Ich beschloss für mich, dass ich mich öffentlich nicht schlagen lassen würde. Vor allem weil ich auf einem ganz anderen Niveau spiele. In den Augen der Szene muss das dann wohl Shades of Grey Niveau sein. Also irgendwas zum belächeln. Manches von dem was ich sah hatte aber unfassbar viel Ästhetik. Unter anderem als der Herzdoc seiner wunderschönen Begleiterin den Hintern versohlte. Sie war dabei völlig nackt und lag über einem Bock mit leicht gespreizten Beinen. Er benutzte nichts als seine flache Hand und war völlig auf das konzentriert, was er tat. Ein wundervolles Schauspiel. Sie konnte schon so einiges einstecken an Schlägen. Aber er passte immer gut auf ihre Reaktionen auf. Das gefiel mir. Andere Spiele hatten für mein Auge nicht so viel Ästhetik, weil manchmal einfach auch die Frauen ganz nackt nicht so gut aussehen. Nichtsdestotrotz haben auch sie mit ihrem Spiel ihre Berechtigung.

Ich mag aber Dinge die ästhetisch aussehen. Ich würde mich da einfach nicht komplett nackt hinstellen. Ich erwarte von meinem Begleiter auch, dass er da ein Auge dafür hat, dass er darauf achtet, dass es nicht peinlich aussieht. Einfach weil es ein schönes Ambiente war, das ich nicht gern unstilvoll brechen würde. Zwischen all den SMlern gab es auch welche die Bondage praktizierten an einem dafür passenden Metallrahmen. Das wiederum konnte ich mir vorstellen und sagte Mr. Bondage auch, dass ich bereit war, mich von ihm fesseln zu lassen.

Er hatte sein Equipment dabei. Wir warteten bis ein Platz am Rahmen frei wurde. Mr. Bondage stellte seine Tasche bereit. Dann sagte er zu mir, dass ich meinen Rock ausziehen soll. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Ich wollte das auf gar keinen Fall. Alles in mir wehrte sich. Ich sagte, dass ich mich dann nicht fesseln lassen würde…

12 Gedanken zu „Die Ästhetik sich zu verhauen

  1. Nimm’s mir nicht übel, aber du bist nun mal keine submissive Frau. Du experimentierst etwas spielerisch mit z.T. etwas dominanteren Männern. That’s all. Du merkst selbst, dass dir die Unterwerfung (zum Glück( nicht liegt, allenfalls beim Sex ordnest du dich ein wenig unter.

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  2. Lass dir bloß nie einreden, sexuell submissiv sei „weniger wert“ oder ähnlichen Scheiß. Ich finde, genau da wird es spannend, wenn sehr aktiv denken kann, wer sich in Teilen gerne unterwirft. 🙂 Und hab ein prima neues Jahr!

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  3. Auf die Erkenntnisse bin ich auch sehr gespannt – aber ich möchte Ulli da widersprechen. An dem Punkt, an dem sich Remi im Moment befindet und was wir Leser wissen, finde ich, kann man diese Aussage noch nicht treffen. Außerdem gibt es durchaus verschiedene Ausprägungen bei submissiven (was für ein komisches Wort) Frauen. Vor ein paar Jahren hätte ich, wenn ein Dom mit mir auf so eine Veranstaltung gegangen wäre, völlig genauso gehandelt – und wäre sogar noch weiter gegangen. Ich hätte ihm das auf den Teller gepackt, was er garantiert nicht mag (rein aus Rache das ich laufen muss) und wo die Bar ist hätte ich ihm auch gezeigt. Heute würde ich meiner Herrin garantiert keine Wiederworte vor Anderen geben – ich würde ihr das vom Buffet und Bar holen, was sie super gerne mag (und als kleine Aufmerksamkeit was auf den Teller legen, was sie überhaupt nicht mag! *g*)
    Aber das ist alles eine Entwicklung die Zeit braucht – Neigungen müssen erforscht werden, man muss ich langsam an das alles herantasten und man muss es im Geiste auch zulassen können. Man muss sich fallen lassen können und bei dem was ich von Remi über das Event so lese, konnte sie das gar nicht.

    Mr. Bondage hat sich in meinen Augen noch nicht genug mit dir, Remi, beschäftigt. Er stößt dich in Situationen, die, finde ich, noch viel zu weit gehen. Du musst aufpassen, dass er nicht irgendwas anfängt, was du nicht willst, du musst ihm sagen, dass z.B. den Rock ausziehen nicht geht, du wurdest davon völlig überrascht. Das ist überhaupt nicht gut, es zerstört Vertrauen, anstelle es aufzubauen. Er muss als Dom wissen wie weit er gehen kann. Dazu muss er dich, gerade weil das viel Neuland für dich ist, auf das was kommen könnte vorbereiten, muss vorher mit dir darüber reden, du musst ihm sagen können, was du bereit bist zu machen, was nicht und er muss sich daran halten. Du musst dich bei sowas deinen Gefühlen und deinem Dom hingeben können und nicht ständig alle 7 Sinne auf hab-acht-Stellung haben, um aufzupassen, dass ja nichts passiert, was du nicht magst. Das ist eigentlich Aufgabe deines Doms!
    Auch deine Gedankengänge zum Thema (Be)Dienen sind für mich aus deinem Standpunkt völlig nachvollziehbar – aber je nach Neigungen geht es ja auch ums Bedienen und Bedient werden (auch außerhalb vom Sexuellen). Sub „hat“ (und das ist keine feste Regel sondern kommt natürlich ganz auf die Neigungen und die Art der Beziehung an – ich liebe meine Melli, deswegen mache z.B. ich einen Großteil schon alleine deswegen, weil ich für sie von ganzem Herzen nur das Best will) sich in allen Belangen des Lebens um das Wohl der Doms zu kümmern – dazu gehört dann auch Essen und Getränke besorgen, wenn er hungrig oder durstig ist – und Sub dann natürlich wissen und nicht glauben was Dom gerne mag. Dazu gehört es, den anderen aber sehr genau zu kennen – oder sich eben im Vorfeld genauer über das, was passieren wird oder kann, zu unterhalten – allein um sowas zu wissen wie „Du, ich hab ne ganz schwere Allergie gegen Erdnüsse“. 🙂

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  4. Hallo, mein Sweety,

    gerademal lasse ich mir deine Worte durch den Kopf gehen, durch mein Gefühl. Sie gefallen mir. Denn ich denke, oder frage mich, bist du submissive ? Wenn ja oder nein, jetzt mal egal, wovon hängt das ab ? Ich könnte auch fragen hat eine Sub/Dom nicht auch eigene Vorstellung davon ? Oder hängt Dominanz immer mit Schmerz zusammen, lustvolle Erniedrigung mit Lächerlichkeit ?
    Ich finde deine Gedanken richtig ! Weil es sollte immer ein Zusammenspiel sein !! Wieviel submissiv/dominant ist richtig submissiv/dominant ?
    Am meißten stimme ich den Worten von Karimausi, Schöne Grüße, zu. Sie fast das alles wirklich treffend zusammen !

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  5. Ach so, hörte sich nur in deiner Beschreibung so an. War eine reine Interessensfrage. Ich kenne die Szene ja nur aus zweiter Hand. Meine damalige beste Freundin war vor gut 10 Jahren eine Zeit lang in der Szene als Domme unterwegs. Sie war dann allerdings recht entnervt, da man als junge Domme auf solchen Partys wohl alle paar Minuten von männlichen Doms angesprochen wird, ob man nicht mal die Sub desjenigen dominieren wolle. So zumindest ihre Darstellung, Da sie keinerlei Interesse an Frauen hat, ging sie dann irgendwann nicht mehr hin.

    Insofern hätte ich mir, in Verbindung mit deiner Beschreibung, vorstellen können, dass die Szene mittlerweile getrennt ist.

    Lustig finde ich ja deine Beschreibung des älteren Paars. Anscheinend findet man die ja wirklich in jeder Szene: Also ältere Paare der ganz strengen Richtung, die „auf die Jungen“ schimpfen und jedem ungefragt erzählen, dass „früher alles besser und überhaupt viel originaler war“ :-).

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