Süßer kleiner Dumbo

Ein kleiner Seitenaspekt, der mir so wichtig ist, dass ich ihn niederschreiben muss. Der mich lehrt, dass man vorsichtig mit Worten umgehen sollte.

Wiedersehen mit Mr. Bondage nach drei Wochen Weihnachtsurlaub. Ich habe mich unglaublich auf ihn gefreut. Habe mich extra in meinen neuen Mantel geworfen. Ein bißchen schicker und Erwachsener als mein eigentlicher Stil. Aber mir auch treu bleibend, denn ich bin das bunte Mädchen. Der Mantel ist hellblau.

Wir trafen uns in einem Restaurant. Ich war schon da, als er dazu kam. Es war schön, so vertraut, wieder komplett. Irgendwann kam der Moment zu gehen. Ich war gespannt, was er zu meinem neuen Mantel sagen würde. „Mein kleiner süßer Dumbo“, das war sein Kommentar. Er meinte das Null böse. Es war eigentlich süß gemeint. Er kennt mich gut. Er weiß, dass Elefanten meine absoluten Lieblingstiere sind. Er hat mit meinem Elefant, den ich auf Reisen immer dabei habe auch schon gekuschelt. Und auch richtig, Dumbo hat wirklich so ziemlich genau die Farbe meines Mantels. Ich lachte noch und sagte: „Hey, hast du mich fett genannt??“ – Nein, süßer Dumbo, du magst doch Elefanten. Ich weiß schon auch, dass ich nicht wie eine Gazelle aussehe. Aber fett bin ich auch nicht. Ich hab einen robusten Körper. Tierische Vergleiche sind doof.

Obwohl ich weiß, wie er es gemeint hat, hat sich dieser Satz in mein Hirn eingebrannt. Er hat mich mit einem Elefanten verglichen. Kein Mensch möchte mit einem Elefanten verglichen werden. Es nagt an mir. Kann ich die Jacke überhaupt noch anziehen? Wenn er schon findet, dass ich darin aus wie ein kleiner Dumbo aussehe…

Ich schreibe das auch unter dem Eindruck eines Artikels, den ich vor Kurzem über Magersucht gelesen habe. Eine Frau hat darin berichtet, dass es da diesen einen Moment gab, wo ein guter Bekannter im Scherz „Nette Stampfer“ über ihre Beine gesagt hatte. Vermutlich ebenso unbedacht. Aber dieser eine Satz hatte sich eingebrannt. Dieser eine Satz hat das Leben der Frau verändert, aus der Bahn geworfen.

Der Satz quält mich. „Kleiner süßer Dumbo“. Er lässt mich aber auch darüber nachdenken, wieviel Macht Worte haben und dass man sich das ab und an mal bewusst machen sollte. Auch ich neige dazu gern mal einen flotten Spruch rauszuhauen. Kleiner Scherz auf meine Kosten, aber auch mal über andere. Ich hoffe sehr, dass ich dabei noch nie verbrannte Erde hinterlassen habe. Dass niemand eine gedankenlos rausgehauene Bemerkung von mir in seinem Kopf herumträgt, die ihn quält. Von daher der Vorsatz mal einen Witz weniger zu machen, ab und an mal die eigene Zunge zu hüten.

Jetzt ist es geschrieben, damit ist es raus aus meinem Kopf. Therapeutisches Bloggen 😉

30 Gedanken zu „Süßer kleiner Dumbo

  1. Ich neige auch zu solchen, wirklich nicht böse gemeinten, Aussagen oder Sprüchen.
    Schön das Du darüber geschrieben hast. Ich werde da in Zukunft vorsichtiger sein. Danke

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  2. Und du hast ja ein paar Psychologinnen, die hier lesen – ist also quasi wie auf der Couch sitzen… 😉

    Ja, Worte sind eben wirklich manchmal mächtiger als das Schwert. Sie können auch aus Versehen schärfer ausfallen wie gewollt, schneiden, anstelle ein lustig gemeinter Seitenhieb zu sein. Ich denke jeder hat so schon ungewollt und unbemerkt vor sich selbst verbrannte Erde hinterlassen. Eine Bemerkung, die über Jahre im Kopf eines Anderen herumgeistert.

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  3. Auf einen sehr ähnlichen Gedanken bin ich gekommen, nachdem ein paar neckisch gemeinte Kommentare, die ich gegenüber meiner Frau (damals Freundin) geäußert hatte, nicht als Spaß aufgefasst wurden, sondern sie zutiefst verunsichert und traurig zurückließen. Wahrscheinlich hat so gut wie jeder Mensch irgendwelche Selbstzweifel, die oft auch auf Erlebnisse oder Erfahrungen in der Kindheit/Jugend zurückgehen. Eine unbedachte Äußerung des eigenen Vaters („So im Halbdunkel schaust Du richtig gut aus!“) oder einer Freundin in der Sauna („Der ist aber putzig!“) und schon nagt ewig der Selbstzweifel an einem.
    Wenn jemand dann irgendwann völlig unbedacht (und „witzig“ gemeint) in dieselbe Kerbe schlägt, ist plötzlich wieder genau diese Unsicherheit zurück, die man schon damals als so quälend empfunden hatte. Gerade bei Frauen wird in unserer oberflächlichen Gesellschaft ja das Aussehen als eine der wichtigsten Eigenschaften angesehen; was die Empfindlichkeit in dieser Hinsicht bei „Vorgeschädigten“ noch einmal erhöht.
    Ich bin froh, dass mein Selbstbewusstsein nicht auf einem guten Aussehen fußt (sonst könnt ich mich gleich hinter den Zug schmeißen), aber genau deshalb hat es sehr lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass das bei Anderen nicht genauso ist und dass scherzhaft gemeinte Kommentare eben auch schmerzhaft sein können.
    Ich denke, ich habe mit meiner losen Zunge einst wohl einigen Menschen, die ich wirklich gerne mag, weh getan. Eine ehemals beste Freundin hat mir vor Jahren von heute auf morgen wegen eines „Scherzes“, der auf das Zentrum ihrer Selbstzweifel zielte, die Freundschaft gekündigt. Damals hielt ich sie für eine überspannte Zicke, heute kann ich sie verstehen.
    Inzwischen überlege ich ein oder zweimal mehr, bevor ich eine neckische Bemerkung oder einen Scherz auf Kosten eines Anderen mache. Und remi: Du bist wirklich hübsch, bestimmt auch in Deinem blauen Mantel! 🙂

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    • Eben habe ich – nach elf Jahren – der genannten ehemaligen besten Freundin eine Nachricht geschickt und mich aufrichtig für meine damaligen Äußerungen entschuldigt. Danke für Deinen Blogeintrag, der mich darauf gebracht hat!

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  4. Ja solche Worte können einen schon zum Denken anregen. Mir ist das im Zusammenhang mit Kindern auch schon aufgefallen, wie man dort eigentlich lieb gemeint so etwas sagt, aber es den Kindern nicht unbedingt klar ist, dass es nicht wörtlich gemeint ist sondern als „Spaß“. Seit dem versuche ich da deutlich vorsichtige zu sein.

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  5. „Frauen!“ – dachte ich so im ersten Moment. Mußte dann aber eingestehen – ich hatte auch schon mindestens einen Moment im Leben, wo so ein Spruch mein Verhalten (ins Positive) geändert hat.

    Also: Worte können Macht haben, auch wenn das nicht gewollt ist. Und auch ganz anders wirken, als man selbst beabsichtigt hat. Ergo: drüber reden ist wichtig – und das Akzeptieren eben dieser anderen Deutung oder Wirkung als Sprecher.

    Und er wird es sicher nicht bös gemeint haben. Und ich frage mich, wie hätte man dir da raushelfen können? Also, wenn du es ihm gegenüber ansprichst. Vielleicht haben die hier mitlesenden Psychologen ja einen Rat für solche Situationen?

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    • Ich habe es angesprochen und ihm auch gesagt, was es mit mir macht. Das ist verrückt, da kann er noch 500 Mal sagen, dass es anders gemeint war. Aber es gibt so Sätze die kriegst du nicht mehr raus. Mein Hirn sagt mir immer… „Ohja, dann bist du wohl die Frau, die man mit nem Elefanten vergleicht…“

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  6. Ja, sowas ist unendlich doof. Leider vergisst man das nicht so schnell – Komplimente haben irgendwie nie so ein Wirkung oder?
    Man kann es dem anderen sagen, zurücknehmen kann er es aber eh‘ nicht. (Mal davon ausgehend, dass er es liebevoll gemeint hat)

    Mir hat jemand gesagt letztens „XX hat ja auch Angst vor Dir“
    *bämm* Das hat gesessen!
    Oder „Du bist soziopathisch-kriminell“ …
    Sowas merkt man sich einfach, es pflanzt sich ein …. 😦

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    • Wobei an manche Komplimente erinnere ich mich auch gerne. Meist wenn sie so völlig überraschend daher kamen…
      Ja, wenn jemand völlig unvermittelt deinen Schwachpunkt erwischt, dann trifft es einen.
      Aber btw wie kann denn jemand vor dir Angst haben? 😉

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      • DAS frage ich mich auch, aber die Herren aus der Spielehölle sind entweder keine starken Frauen gewohnt oder ich entwickel dort eine 2. Persönlichkeit von der ich bis dato noch nichts wusste?

        Klar, ich erinnere mich auch an Komplimente aber die bleiben nicht so hängen wie solche Aussagen… da muss ich mich schon aktiv dran erinnern wollen 🙂

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  7. Gesagt ist gesagt, leider kann man dies auch nicht mehr ändern und egal wie man sich versucht zu erklären oder das ganze weg zu lachen… Beim Gegenüber bleibt immer etwas hängen.
    Gerade bei magersuechtigen Mädchen erlebe ich es sehr oft, dass der Auslöser letztendlich solche Kommentare waren.

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  8. Für mich klingt das doch sehr dünnhäutig. Ich hatte bei Dumbo sofort die Assoziation zu großen Ohren und nicht zu dick/fett.
    Insbesondere wenn man Elefanten mag, es einen persönlichen Bezug dazu gibt, dann finde ich an seiner Aussage überhaupt gar nichts schlimmes!
    Man bzw Frau kann auch wirklich jedes Wort auf die Goldwaage legen.

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  9. Ja, manche Menschen denken nicht nach, bevor sie etwas sagen. Dinge, die vielleicht nicht böse gemeint sind, kann man schnell in den falschen Hals kriegen und sie können schlimme Auswirkungen haben. Stichwort: Magersucht etc.

    Gut, dass du es dir von der Seele geschrieben hast!

    Liebe Grüße,
    Ben

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  10. Manchmal passiert es aber gerade anderstherum. Da sagt oder schrieb z.B. jemand etwas ganz besonders liebenswertes, tiefgehendes, dass einem wie ein Anker auf See oder gar wie eine Hafen bei Sturm vorkommt, und einen im Lot hält, wenn um einen herum Unachtsamkeiten und Grobheiten durch die Luft schwirren. Zudem können doch aber diese „negativen“ Scherze auch gut dazu dienen, dass Menschen, Freunde zumal, sich gegenseitig ihre Grenzen aufzeigen und spiegeln, indem sie solche Grenzverletzungen rückmelden. Es hat wohl alles immer zwei Seiten.
    Therapeutisches Schreiben oder Ventilieren jeder Art ist aber natürlich lebensnotwendig.

    Grüße Markus

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  11. Ich kann deine Reaktion auch gut verstehen. Hätte mir genauso passieren können. Und es würde mich verfolgen und verfolgen und verfolgen.

    Therapeutisches Schreiben ist definitiv eine tolle Sache! 🙂

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  12. Ja Worte haben Macht. Sie können aufbauen und das beste aus Menschen herausholen wenn diese dadurch ermutigt werden und sie können verletzen ja sogar töten. Ich mache auch gerne Scherze aber ich versuche auch darauf zu achten niemand zu verletzten. Und eine Ermutigung oder ein Kompliment tut einem selber nicht weh aber kann jemand anderem sehr gut tun. Danke für das erinnern daran Remi. Obwohl ich eh schon versuche danach zu leben hat mir das was du geschrieben hast das neu ins Gefängnis gerufen.

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    • Ja die automatische Worterkennung 😉
      Sollte natürlich Gedächtnis heißen nicht Gefängnis. Übrigens Elefanten Assoziationen kenne ich auch. Als Benjamin musste ich in Kindergarten und Schule auch das eine oder andere Tärääää über mich ergehen lassen Benjamin Blümchen sei dank. Als Kind steht man da eben nicht drüber wie später.

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  13. Was mich ein bisschen mehr stören würde, ist nicht der Vergleich mit einem Elefanten an sich, sondern der Vergleich mit Dumbo. Dumbo ist ein Elefantenkind, ein Elefantenjunges. Das bedeutet mit dem Vergleich hat er dich klein gemacht. Er hatte dich schließlich mit einem Kind verglichen.

    Aber es geht doch nichts über therapeutisches Bloggen. Ich glaube ich sollte es auch anfangen.

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  14. Die Verwendung von solchen Bildern als Vergleiche kann unglaublich schön sein, es hängt ja meistens eine kleines Universum an Assoziationen dran.
    Wenn damit kommuniziert wird geht leider nie das Ganze mit über, weil bei den Kommunikationspartner sicher unterschiedliche Universen an den Bildern hängen. Nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher hat Mr. Bondage dieses Bild gewählt, weil er Deinen Dumbo mit Dir verbindet (sonst wäre es ihm vermutlich gar nicht eingefallen), und zwar angenehm, und weil er davon ausgeht, dass dieses Objekt auf eine vielfältige positive Weise mit Deiner Assoziationswelt verbunden ist.
    Insgesamt meine ich muss sich nicht nur der Semder fragen wie das ankommt (natürlich muss er das) sondern auch der Empfänger wie das gemeint war: Sicher warm und freundlich!

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  15. Seit Jahren wünschte ich mir, du würdest mal Deinen Komplex ver- oder abarbeiten, pummelig zu sein, aber nichts tut sich!
    Dabei wäre dieser Schritt deutlich wichtiger zum Reifen als beispielsweise die Fähigkeit, sich mehr oder weniger gekonnt in der SM-Szene bewegen zu können und seichtes Geschwätz von gernegroßen Bondage Spezialisten auszuhalten.

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  16. Ich verstehe nicht ganz, wieso ihr nicht mit Elefanten verglichen werden wollt.
    Diejenigen, die mit Elefanten pummelig, dick oder fett verbinden sollten mal ihre Lieblingssuchmaschine anwerfen und Bilder von Elefanten suchen. Da seht ihr dann starke und große Lebewesen, die nebenbei auch noch intelligent sind.
    Alles possitive Eigenschaften wie ich finde…
    Aber natürlich ist das immer davon abhängig, wie man etwas sehen möchte 😉

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  17. Durch einen anderen Blog bin ich auf deine Seite gestoßen und habe das ein oder andere gelesen – ganz ohne Wertung und „Schubladendenken“. Vermutlich bin ich das, was du als „fett“ bezeichnest. Mittlerweile habe ich aber gelernt, dass mich Menschen entweder so lieben wie ich bin oder eben nicht. Ausstrahlung hat nichts mit Kleidergrößen zu tun und Charakter schon mal gleich gar nicht. Im Übrigen sind Elefanten ausgesprochen intelligente Tiere. Nachdem sie auch meine Lieblingslieder sind, weiß ich das zufälligerweise 😉

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  18. Ja es stimmt ,viel zu viel wird unbedacht gesagt,aber oft mals auch nicht so gemeint .Es kommt aber auch immer auf das Gegenüber an.
    Hunger ,Pms,Stress…usw..sind oft mals Gründe dafür wie ich oder mein gesprochenes aufgenommen werden. Man konnte darüber wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen mit diesem Thema aber das wollen wir ja jetzt nicht.
    Danke für deinen Gedankenanstoss das wir unsere Wortwahl öfter mal wieder über denken sollten.
    Auch wenn ich dich noch nicht in voller Gestalt gesehen habe ,nur deinen schönen Ava so kann ich Dir versichern das du nicht annähernd wie Dumbo aussiehst. Obwohl ich diesen sehr Goldig finde.

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Gib deinen Senf dazu. Ich freu mich..