Ein stummer Schrei nach Liebe

Ich habe Geburtstag diese Woche. Das schlägt mir ein wenig auf das Gemüt. Dann werde ich wieder ein Jahr älter und die biologische Uhr tickt noch ein wenig lauter. Die Menschen gucken noch ein wenig mitleidiger auf mich als Singlefrau. Jetzt aber immerhin mit Abschluss.

Zu Beginn der Woche habe ich Mr. Bondage wiedergesehen. Das Wiedersehen nach dem Wochenende mit der anderen Frau. Wir trafen uns in unserem Lieblingsrestaurant. Es war wirklich schön zwischen uns. Lustig, ein gutes Gesprächch, liebevoll, ein bisschen knisternd. Alles wunderbar. Bis wir in seine Wohnung kamen. Ich hatte die Nacht vorher relativ kurz geschlafen. Ich freute mich darauf mich einfach nur an ihn hinzukuscheln und einzuschlafen. So sah der Plan in meinem Kopf aus. Dann betraten wir die Wohnung. Und ich stellte fest, dass die beiden alles umgeräumt hatten an dem Wochenende, an dem sie da war. Das Bett stand nun in einem anderen Zimmer. Im Wohnzimmer war noch zu sehen, was die beiden offensichtlich gemacht hatten. Nicht das ich das nicht weiß. Aber dass er für sie alles extra hübsch gemacht hat – sogar Kerzen aufgestellt hat – das warf mich wirklich aus der Bahn.

Jetzt so mit zwei Tagen Abstand ärgere ich mich über mein Verhalten, aber ich war verletzt. Und da sprang der Trotz-Modus an. Ich schnappte mir meine Decke, ein paar Wolldecken und mein Kissen und zog mich beleidigt auf den Boden in dem Zimmer in dem voher das Bett gestanden hatte, zurück Ich war wild entschlossen dort zu schlafen. Es war auch aushaltbar bequem. Ich wollte allein sein, meine Gefühle sortieren, nachdenken. Ich hoffte sehr, dass er mich entweder dort schmollen lassen oder in den Arm nehmen würde.

Er entschied sich anders und wollte mich vor „einer Dummheit“ bewahren. (Das auf den Boden schlafen). Er bat mich erst noch ganz normal, mich in das richtige Bett zu legen. Er würde mich auch in Ruhe lassen. Ich wollte nicht. War zu sehr im Schmollmodus, heulte. Wollte in Ruhe gelassen werden. Ich lehnte ab. Sagte ihm, dass er mich in Ruhe lassen soll. Er ließ mich in Ruhe. Kurzzeitig. Dann kam er wieder und ich merkte, dass er sehr genervt war von meinem Verhalten. Er setzte den Befehlston auf und sagte, dass ich mit dem Schmarrn aufhören solle und nicht so trotzig da auf dem Boden liegen bleiben kann. Ich war sauer, nicht gewillt klein bei zu geben, verletzt. Irgendwie war das ja auch „unser Reich“. Zumindest in meinem Kopf. Realistisch gesehen irgendwie Quatsch. Es ist einfach seine Wohnung in der ich durchaus oft mit ihm übernachtet hatte.

Aber in einer Situation in der ich mir der Rolle in seinem Leben nicht bewusst bin, war zum einen das Umräumen irgendwie schmerzhaft. Zum anderen nochmal so plastisch vor Augen geführt zu bekommen, dass die beiden offensichtlich schön mit einander gespielt hatten, das war zu viel. Wir hatten einmal Sex dieses Jahr und haben einmal zusammen gefesselt. In zwei Monaten. Tragischerweise ist das alles an Sex, was ich bisher in diesem Jahr hatte. Das war nicht so intendiert und auch zum einen meiner Prüfung geschuldet, zum anderen, dass das ein oder andere Date aus den verschiedensten Gründen nicht zustande gekommen ist.

Ich entgegnete ihm trotzig, dass er mich ja einfach mal in den Arm nehmen hätte können. Er fühlte sich ungerecht von mir behandelt und ging. Als er ins Bad verschwunden war ging ich meine Optionen durch. Auf Teufel komm raus im Zimmer liegen bleiben: Das würde er nicht zulassen, als Monster-Ärger. Heimfahren: Das wäre meine Lieblingsoption gewesen, um mit mir wieder ins Reine zu kommen und das Ganze nochmal rational zu betrachten. Aber ich hatte beim Essen vorher zuviel getrunken um noch zu fahren, also keine Option. Mich ins Bett legen: Also klein beigeben. Auf Grund der Alternativen blieb mir eigentlich nichts anderes übrig. Also schnappte ich mir mein Bettzeug, plus meine Kopfhörer um meinen Ärger mit Musik zu ersticken und ging ins Bett. Wir sprachen kein Wort. Zum Reden war ich zu verärgert. Er ließ mich gewähren. Ich schlief schlecht, wachte viel auf. Der Gipfel war, dass ich morgens aufwachte und merkte, dass er es sich gerade selbst machte. Da fühlte ich mich noch unattraktiver und weniger begehrt, als vorher schon.

Am Morgen ging ich vor ihm ins Bad. Als er dann im Bad war verschwand ich ohne ein Wort zu sagen. Das alles zusammen war wohl ein stummer Schrei nach Liebe. Unbeantwortet.

Im Laufe des Tages war ich dann soweit ihm mich per WhatsApp zuerklären. Das ich verletzt war. Das unsere Beziehung asymetrisch ist, dass ich mich nicht begehrt fühle. Er bot mir ein Gespräch an. Er schlug vor, dass wir uns eventuell weniger sehen, aber uns dann die Zeit nehmen. Das Gespräch steht noch aus.

Mit ein wenig Abstand ärgere ich mich über mich selbst. Ich hasse es, wenn ich so ein Drama mache. Aber ich bin nicht perfekt. Ich fühle mich manchmal verletzt und komme dann schwer aus der Situation raus. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass er mich einfach in den Arm nimmt. Aber ich verstehe, dass das für ihn auch nicht einfach war. Und er ist als grundsätzlicher Menschentyp so wie ich auch kein „In-den-Arm-Nehmer“. Auch wenn das zwischen uns sonst erstaunlicherweise  gut klappt. Mit zwei Tagen Abstand merke ich auch, dass der meiste Ärger schon wieder verraucht ist. Nichtsdestotrotz braucht es das Gespräch zwischen uns. Ein wenig Sicherheit, wo ich in seinem Leben stehe. Sonst passiert immer und immer wieder.

12 Gedanken zu „Ein stummer Schrei nach Liebe

  1. Gut, die Situation mit dem „ich schlaf aber hier!!!“ war sicherlich Drama der unnötigen Sorte. Aber der Ärger, den du gespürt hast, der war okay so! Und dass du ihn das in irgendeiner Form hast spüren lassen, finde ich auch okay.

    Es wird wirklich dringend Zeit für ein klärendes Gespräch bei euch. Denn stumme Schreie nach Liebe können es auf Dauer auch nicht sein,

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  2. Der Schrei war nicht stumm, der war laut.
    Und hör‘ doch bitte auf, Dich zu entschuldigen bzw. die Schuld alleine bei Dir zu suchen.
    Er ist so wie er ist, aber das bist Du eben auch.
    Du stellst Dich auf ihn ein – er muss das umgekehrt auch machen, wenn es funktionieren soll.

    Drück‘ Dich 🙂

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  3. oh je… ist es wirklich das, was du willst? Dein Inneres scheint so gewaltig zu rebellieren dagegen.. magst du das nicht ernstnehmen?
    Wenn es zu wenig ist, ist es eben zuwenig. Aber damit musst du dich nicht zufriedengeben. Bitte sei dir selbst doch mehr wert..
    Du kannst ihn nicht ändern, nur ihn verlassen. Dann blutet vielleicht dein Herz, aber es kann endlich anfangen zu heilen.
    Dicker Drücker unbekannterweise. Lisa

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  4. Ach Mensch, so ein Shit. Du tust mir so leid.

    Ein paar Anmerkungen:
    Du wirst älter. Ja, jeden Tag ein Tag mehr. Deine biologische tickt schon die ganze Zeit. Und es ist nun mal so, dass nur Frauen Kinder gebären können. Aber bitte: dann dürfen sie doch auch darüber entscheiden, ob und wann sie wollen (sofern das möglich ist)!

    Du hast keinerlei Grund, dich bemitleiden zu lassen. Gestalte dein Leben, wie du magst. Es ist manchmal schneller zu Ende, als man denkt.

    Und bzgl. des Treffens verstehe ich dich voll und ganz. Früher hatte ich auch so eine extreme Trotzphase. Es ist einem dann sogar egal, ob man sich dabei selbst verletzt. Man nimmt das billigend in Kauf. Sollte man aber nicht, denn das eigene Leben/den eigenen Körper sollte man nicht für etwas strafen, für das er nichts kann. Ich weiß nicht, ob er es verstanden hätte, wenn du einfach nur gesagt hättest „Nimm mich in den Arm, bitte!“ Vermutlich hätte er es aber wohl getan.

    Drück dich klar und deutlich aus – zumindest, was du willst und von dem du sicher bist, dass es dir etwas Stabilität bringt. Ist nicht einfach, besänftigt aber deinen Trotz ein wenig. Wobei ich denke, solche Trotzigkeiten legt man nie ganz ab (kann ich auch heute noch ganz gut, verpacke es manchmal nur ganz geschickt).

    Und bzgl. des Attraktiv-Fühlens: Geschmäcker sind verschieden. Ergo: definiere dich selbst nicht ausschließlich über dein Aussehen, denn Aussehen ist nicht alles. Du hast auch noch andere Punkte, die deine Persönlichkeit ausmachen – also laß dich bitte nicht immer derart verunsichern (kann ich als Mann sowieso immer nur schwer nachvollziehen, sowas).

    Und wie Lila schon ein wenig anklingen ließ: jeder hat seine Grenzen, bis zu denen er Kompromisse eingeht. Wenn ihr zu verschieden seid, opferst du dich auf, während er sich keinen Millimeter von seiner Position bewegst. Du solltest für dich definieren, wie weit du dich bewegen willst – und ihm sagen, was du von seiner Seite erwartest. Dafür wäre das Gespräch auch geeignet.

    Viel Erfolg mit dem Gespräch – und lass es nicht nur zu einer Entschuldigung verkommen …

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  5. Ach, Remi ..
    Ich sollte mich nicht hier reinhängen. Es geht mich nichts an.
    Aber ich habe schon seit längerem den Eindruck, dass er dir nicht (mehr) gut tut.
    Er hat wiederholt Rücksicht und Feingefühl dir gegenüber vermissen lassen. Dich in die unaufgeräumte Wohnung zu lassen, war einfach stillos.
    Er scheint dir deutlich wichtiger zu sein, als du ihm. Sex habt ihr auch praktisch nicht mehr.
    Ich kann nicht nachvollziehen, was dich noch bei ihm hält.

    Das schrieb ich mit aller Vorsicht. Schließlich lese ich hier nur deine Version, und auch nur das, was du preisgibst
    Du musst selbst wissen, was du tust. Aber pass‘ einfach auf dich auf!

    Nix für ungut und lg
    Anne

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  6. Liebe Remi,
    ich denke, gesagt ist genug also werde ich meinen Senf nicht auch noch dazu abgeben – zumal du bestimmt meine Worte erraten kannst. Von daher nehme ich dich einfach mal in den Arm und sage nichts…. *drück*
    LG
    Kari

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  7. Liebe Remi,
    Beziehung ist kein Selbstzweck und nur das wirklich toll, wenn du den Richtigen findest.
    Ich drücke dich und wünsche dir alles Liebe für dein neues Lebensjahr.

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  8. Schwer zu ertragen. Wieso suchst und findest du die Fehler, die Schuld immer nur bei dir? Wie lange willst dich noch so opferrollentreu selbst erniedrigen?

    Asymmetrisch? Klingt geschönt. Ich glaube, in Wirklichkeit suchst und willst du eine ganz andere Beziehung. Nur mit „ihm“ wirst du die niemals haben.

    Sei endlich ehrlich zu dir selbst!

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    • Naja ich habe Erwartungen , die er nie geschürt hat. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht. Also muss ich mich fragen woher meine Erwartungen kommen. Das finde ich nicht erniedrigend

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      • die Erwartungen bilden sich aus Lebenserfahrung. denn durch die eigene Erfahrungen hat man gelernt, was einem definitiv nicht gut tut bzw was man ganz bestimmt nicht haben will… Somit schraubt man seine Ansprüche/Erwartungen unter Umständen auch zu hoch.

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