Once you go black, you never go back…

Ich habe eine Weile überlegt, ob ich diesen Eintrag schreiben werde, oder nicht. Aber mein Vorsatz war immer, mich nicht davon leiten zu lassen, wer eventuell mitlesen könnte und trotzdem das Aufzuschreiben, was ich erlebt habe.

Anfang des Jahres war ich ein wenig urlaubsreif und hatte im Bekanntenkreis aber niemanden, der mit mir in den Urlaub gefahren wäre. Die Pärchen fahren lieber als Pärchen, Mr. Bondage mit dem ich am allerliebsten wegfahren würde, verbringt seinen Urlaub natürlich mit seiner Familie. Für eine Alleinreise hatte ich keine Muse. Also suchte ich über die Rirarammelseite eine Reisebegleitung. Nicht, weil ich auf Sex aus war, aber ich habe das Gefühl bei Menschen, die ich über die Seite kennenlerne, kann ich einfach ich sein und muss mich nicht verstellen.

Es ergab sich, dass mich ein Mann anschrieb und fragte, ob ich mit ihm eine Kreuzfahrt in der Karibik machen würde. Woooah, krasser Scheiß. Er wollte nur den Aufpreis, den die Reise zu zweit mehr kostet, als sie allein gekostet hätte. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Wir trafen uns um herauszufinden, ob wir uns sympathisch sind oder nicht. Mr. Logistik. Großer, stattlicher Mann mit Glatze. Sechs Jahre älter als ich. Ein unglaublich netter, zuvorkommender Mensch. Er ist ein netter Mensch, ich bin ein netter Mensch. Das Bauchgefühl sagte schnell, dass wir problemlos einen Urlaub miteinander verbringen können. Also wurde gebucht. Ich konnte mein Glück nicht fassen. Er gab mir nie das Gefühl dafür eine Gegenleistung außer einen schönen Urlaub zu haben zu wollen. Ich wäre allerdings auch nicht mitgefahren, wenn er Sex dafür erwartet hätte. Ich schloss Sex nicht aus. Es würde sich zeigen, ob es sich danach anfühlte oder nicht.

Ende März ging es los. Die zwei Wochen waren wirklich unglaublich schön. Auch wenn ich immer noch nicht so recht zu den Menschen auf so einem Kreuzfahrtschiff passe. Aber man kann sich das ja schön machen. So ein Schiff ist groß, da findet man schon Ecken, die einem gefallen. Und auch Landgänge kann man ja selbst gestalten. Es würde den Eintrag sprengen wenn ich all die schönen Sachen auflisten würde, die wir unternommen haben.

Wenn ich was auf der Reise gelernt habe dann das ich wirklich gut Englisch spreche. Ich kann mittlerweile einfach reden, ohne übersetzen zu müssen. Ich habe vermutlich besser Englisch gesprochen als 95 Prozent der anderen Passagiere. Damit konnte ich das tun, was ich am liebsten tue, mich mit Menschen unterhalten. Zum Beispiel mit den einheimischen Tourguides quatschen. Die fanden es wiederum gefühlt auch ganz cool, dass sie jemand versteht, Witze reißt und mit ihnen quatscht.

Am besten hat das in Jamaika geklappt. Ich komme mit der sehr entspannten Lebensweise der Jamaikaner sehr gut klar. So ein kleinwenig habe ich mich in dieses Land verliebt. Wir waren zweimal in Jamaika. Schon beim ersten Aufenthalt quasselte der Tourguide mit mir über Sex. Also erzählte mir wie der Hase so in Jamaika läuft. Ich war völlig unschuldig und hatte das Thema nicht angefangen. Auch wenn mir das jetzt keiner glaubt. Aber strahle wohl aus, dass man mit mir über so was quatschen kann. Dieser erste Tourguide der uns für ein paar Stunden rumkutschierte gab mir am Ende der Tour den legendären Satz „Once you go black you never go back“, vermutlich als eine Art Vorwarnung mit auf den Weg. Ich mag ja das unerschütterliche Selbstbewusstsein mancher schwarzen Männer hinsichtlich ihrer sexuellen Performance.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ich das auf der Reise ausprobieren würde ging gegen Null. Zum einen war ich ja in Begleitung verreist und zum anderen war ich bisher in meinem Leben immer sehr vorsichtig was Sex im interkulturellen Kontext angeht. Ich wollte Missverständnissen, was Erwartungshaltungen angeht aus dem Weg gehen und da ich das in anderen Kulturkreisen schlechter einschätzen kann oder es früher manchmal an einer Sprachbarriere haperte, habe ich das bisher eigentlich nie zugelassen. Also nahm ich den Satz des Tourguides schmunzelnd hin und dachte nicht weiter darüber nach.

Mr. Logistik und ich kamen gut miteinander klar. Auch wenn unsere Interessen durchaus auseinandergingen. Für mich war es das größte, wenn ich einfach an Seetagen unter Deck lesen konnte, er hing lieber auf Deck an der Bar rum. Wir machten Dinge zusammen, aber auch allein. Das war für mich ganz okay so. Zu Beginn der Reise hatte ich erst mal meine Tage bekommen. Ganz super. Ein Nachteil des Nicht-Mehr-Verhütens. Da stand Sex auch erstmal nicht zur Debatte. Aber so nach und nach merkte ich, dass vermutlich nichts zwischen uns Laufen würde. Es fühlte sich einfach nicht danach an. Er war mir als Mensch (nicht sexuell!) zu devot. Zu nett. Ein Kreuz mit den netten Männern. Er braucht mit Sicherheit auch eine eher dominante Frau an seiner Seite. Das wäre ich schon, so als Menschentyp. Aber ich brauche Kontra, eine Herausforderung. Ich weiß, dass ist für nette Männer immer blöd, wenn es am nett scheitert. Und man kann ja nett nicht einfach abstellen und nett sein ist ja auch was Gutes. Aber manchmal fliegt das eben nicht. Zur Beruhigung, ich bin ja auch nett und ich kenne das andersrum genauso gut. Ich bin auch zu wenig zickig, meist grade raus. Das ist auch keine Herausforderung im Regelfall.

Ein ganz klitzekleines bisschen Fummeln hat sich dann allerdings aus einer Massage heraus doch noch ergeben. Er bot sich an mich einzucremen und ich genoss es und ließ mich drauf ein. Ich war gespannt, wie mutig er sein würde. In dem Moment hätte er vermutlich auch Sex haben können, wenn er es darauf angelegt hätte. Das konnte er aber nicht wissen. So endete es in einer Massage mit Happy End für mich. Mich hat schon auch so ein kleinwenig mein schlechtes Gewissen gequält, dass ich ihm nichts zurückgegeben habe. Aber es ergab sich nicht der Moment, wo es für mich gepasst hätte. Ich hätte mich schon zwingen können, aber das habe ich nach meiner letzten Beziehung abgelegt. Es soll ehrlich sein. Und nicht vorgegaukelt.

Dafür habe ich den Hotelmanager des Schiffes in seiner schicken Uniform dauernd anstarrt. Ich kann nix dafür. Fieses Uniform-Ding. Da hatte ich schon immer eine Schwäche für. Der hat auch geschnallt, dass ich ihn lüstern anstarre – man könnte es auch Blickstalking nennen. Ich war jedenfalls nicht mutig genug ihn ansprechen.

Nicht sehr spannend der Urlaub, was das Thema Sex angeht. Dachte ich. Bis wir zum zweiten Mal in Jamaika Halt machten…

Verdammter Cliffhänger 😊

13 Gedanken zu „Once you go black, you never go back…

  1. Die armen netten Männer.

    Ich glaub, das war ich auch schon häufig. Ist irgendwie nicht schön. Aber eigentlich kann man das ja schon wissen. Es gibt den Prinzen auf dem weißen Pferd für die Frauen aber von einem Pendant für Männer, einer Prinzessin auf einem weißen Pferd, habe ich noch nie gelesen. Solch eine Geschichte steht nirgends geschrieben.
    Männer müssen vielmehr gegen Drachen kämpfen, sich der feuerspeienden Weiblichkeit stellen, sich nur leicht ansengen und nicht daran verbrennen lassen, damit sie in den weiblichen Raum gelangen.

    Irgendwie schrecklich, überall wird nur von Frauenförderung und Frauenentwicklung gesprochen. Aber wo lernt der Mann.

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    • Selbst der Mann kann noch lernen…. entweder von einer Frau, die das in der Frauenförderung im Kurs „Wie lernt mein Mann am besten“ gelernt hat. Und wenn die nicht vorhanden ist, gibt es mittlerweile solche Dinge wie Männer-Initiation. Nicht nur für Männer, die denken, es müsste für alles Angebote zum Lernen geben.

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