Wenn im Club die Empfindungen mit einem durchgehen – der Frischling Teil 2

Er war neugierig, aber blieb nie sonderlich lange an einer Szene stehen. Schlenderte wie rastlos durch die Zimmer. Immer mal kurz zusehen, dann wieder weiter. Es war nicht zu erkennen, wie er fand, was er sah. Keine Ahnung, ob er das Geschehen nicht an sich ranlassen wollte. Mögliche Erklärungen wären, dass ihm entweder nichts, was er sah richtig zusagte. Oder, dass er nichts verpassen wollte und immer auf der Suche nach noch einer besseren Szene war. Oder dass er ihm, wie auch mir am Anfang, unangenehm war einfach zuzugucken. Ich kam mir zu Beginn auch erstmal wie ein komischer Spanner vor, beim ungeniert Menschen anglotzen, die gerade Sex miteinander haben. Man bekommt das ja sonst eher nicht zusehen. Und ich ließ mir anfangs noch mehr wie jetzt, nicht so gerne beim zusehen zusehen. Wollte nicht, dass jemand sehen kann, ob mich etwas anturnt oder nicht. Ob einer meiner Erklärungsversuche auf sein Empfinden zutrifft, weiß ich nicht. Er fand es jedenfalls interessant, sagte er. Wobei das ja viel heißen kann. Zwischendurch gingen wir was Essen. Mr. Workaholic fühlte sich grundsätzlich wohl in dem Club, Essen und Sauna war gut.

Danach zogen wir immer wieder durch die Zimmer. Manchmal zog er alleine los. Er sagte, dass immer so viel los ist, wenn wir gemeinsam irgendwo reingingen. Da so wenig Soloherren da waren, die man als Traube hinter sich herziehen hätte können, war mir das bei den Pärchen gar nicht so sehr aufgefallen. Ich habe angenommen, dass die eben auch alle einfach auf der Suche waren nach einer Szene, einem Moment der ihnen zusagte. Er konnte aber schon auch Recht haben damit, dass die uns auch durchaus interessant fanden und abwarteten, wo wir hingehen. Es gab schon auch die ein oder andere Frau, die offensichtlich auf ihn abfuhr.

Irgendwann stach mir ein BDSM-Pärchen ins Auge. Jung und schön. Er als Dom optisch genau mein Typ und auch wie sie spielten, traf genau meine Fantasien. Beide tätowiert und sehr harmonisch zusammen. Sie hatte auch viele Piercings, einen kurze Undercut, aber wirklich sexy. Sie hatte verbundene Augen. Das erinnerte mich an meine ersten Besuche im Pornokino mit meinem Dom. Ich wußte genau, was das mit ihr machte, wie es sich anfühlt, nicht zu wissen, was passiert, wer einen anfasst. Manchmal ließ ihr Dom sie auf eine der großen Matratzen liegen. Auf den Rücken mit weit gespreizten Beinen. Dann ging er weg von ihr, ans andere Ende des Zimmers. Er passte auf sie auf, aber ließ anderen die Möglichkeit sie anzufassen. Das Erstaunliche war, dass niemand sich traute. Normalerweise wird man immer angefasst. Aber sie lag da, freier Blick und Zugang zu ihrer Muschi mit gespreizten Beinen mitten auf der Matte und niemand traute sich hin.

Das zeigte auch wieder, dass die „normalen“ Swinger mit den BDSMern wenig anfangen können. Das sind zwei verschiedene Welten. Ich springe manchmal zwischen den Welten. Damit bin ich aber eher ein Exot. Die meisten sind entweder das eine oder das andere, nicht selten mit eher wenig Verständis für die anderen.

Ihr Dom merkte, dass ich begeistert dem Spiel der beiden zusah. Er bot mir seine Sub auch immer wieder an. Allerdings halten sich meine Erfahrungen mit Frauen auch in überschaubaren Grenzen und ich fasse Menschen nicht so gerne unqualifiziert an. Deswegen war das weit außerhalb meiner Komfortzone, so dass ich sein Angebot mehrfach ablehnte. Mr. Workaholic sah meine Begeisterung für die Beiden, sagte aber auch, dass er damit so gar nichts anfangen konnte. Fand es – glaube ich – eher befremdlich die beiden spielen zu sehen. Nachdem ich den beiden ganz lange Zeit zugesehen hatte und auch oft mit ihnen durch die Räume gewechselt hatte, sah ich ihnen in einem kleineren Raum zu. Außer mir war niemand da. Er stand hinter ihr in einer Ecke und umarmte sie mit dem einen Arm und fingerte sie mit der anderen Hand. Sie genoß es sichtlich. Mr Workaholic war irgendwo anders unterwegs, weil er ja mit den beiden nicht viel anfangen konnte. Ich rang lange mit mir. War ja mit ihm gekommen, wollte ihn begleiten. Auch nichts ohne ihn tun. Überlegte, ob er es gut oder blöd finden würden, wenn ich mit den beiden mitspiele. Nach langem Ringen mit mir selbst, hüpfte ich raus aus meiner Komfortzone und kniete mich vor sie hin. Sie trug kein Höschen. Ich hatte ihre blankrasierte und gepiercte Muschi vor mir. Ich fing an ihre Oberschenkel zu streicheln. Überlegte immer, was ich mich trauen würde. Wie zum Henker fasst man eine gepiercte Muschi an. Ich streichelte vorwiegend in einer „neutralen“ Zone an den Oberschenkeln herum. Manchmal ließ ich meine Finger sanft über ihren Kitzler gleiten. Sie stöhnte. Es gefiel ihr. Aber ich wusste trotzdem nicht, wie weit ich gehen durfte. Ich sah Mr. Workaholic in den Raum kommen. Er sah, dass ich vor ihr kniete und sie streichelte. Ich war gespannt, ob er darauf reagieren würde. Er sah sich das ein Weilchen an und lief dann wieder aus dem Raum. Keine Ahnung, wie ich das nun deuten sollte. Ich streichelte weiter.

Irgendwann konnte Sie nicht mehr stehen und ihr Dom ließ sie auf die Matte liegen. Dort ergab sich die Möglichkeit, dass sie mich streicheln konnte, während ihr Dom sie leckte. Mr. Workaholic kam wieder und sah uns drei ein paar Minuten zu. Dann kam er zu mir und sagte, dass er gerne sofort gehen würde. Ich war überrascht. Es klang dringend. Ich stand sofort auf, entschuldigte mich bei den beiden und ging mit ihm. Was auch immer war, ich war ja in den Club gegangen um ihm alles zu zeigen, nicht um selbst Spaß zu haben. Er sah auch gar nicht gut aus, war ein wenig blass um die Nase. Wir packten relativ schnell unsere Sachen. Er hatte mir noch angeboten, dass er alleine geht und mich in ein paar Stunden wieder im Club abholten. Aber das wollte ich natürlich nicht. Als wir dann im Auto saßen, sprachen wir nochmal über das Erlebte. Ihm war schlecht geworden. Wie, wenn man mit vollem Magen ins Karussell steigt. Er hatte bisher immer monogam gelebt. Sex nur in einer Beziehung. Als er mir und dem Pärchen zugesehen hatte, konnte er seine Gefühle nicht mehr einordnen. Er empfand Erregung und Ekel zur selben Zeit. Zwiespältige Gefühle.  Ein Overload an Sex, an anderen Beziehungsformen, an Dingen die bisher weit weg waren. Irgendwann war es einfach zu viel geworden.

Das Reden im Auto auf dem Heimweg, brachte ein wenig Verarbeitung des Gesehenen mit sich. Manche Dinge muss man einfach sacken lassen. Für mich war das alles in Ordnung. Ich fand es gut, dass er einfach gesagt hatte, dass es ihm nun zuviel wird. Es war mutig Schwäche einzugestehen. Er ging an diesem Abend noch Laufen, lief ich den Kopf frei und schrieb dann noch mit einem grinsenden Emoji, dass er nun einen freien Kopf aber dicke Eier habe. Alles nur halb so wild. Es war für ihn allemal eine interessante Erfahrung. Als wir auf dem Heimweg über den Tag sprachen, reden wir auch über unser Verhältnis und er ließ anklingen, dass er mich als Freundin (Kumpel) sieht. Ich nannte das gefriendzoned. Er hätte nie Sex mit Freunden, sagte er. Ich konnte das nicht verstehen 🙂 Für mich kompliziert es Freundschaften nicht. Wir kommen aus zwei sehr entfernten Galaxien. Mal sehen, was das noch mit sich bringt.

 

12 Gedanken zu „Wenn im Club die Empfindungen mit einem durchgehen – der Frischling Teil 2

  1. Er war überfordert das ist klar.
    Es wäre aber besser gewesen für dich wenn er alleine gegangen wäre überlege mal was du schönes verpasst hast.
    Da gehst du endlich mal wieder aus deiner Komforzone und dann das .ich wäre da irgendwie angefressen gewesen.

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    • In dem Wissen, dass man die eigenen Komfortzone immer wieder mal verlassen kann geht das. Ich bin da ein loyaler Mensch. Ich kann noch unendlich oft in den Club gehen. An diesem Tag wollte ich ihn begleiten und ihm diese Welt zeigen. Ihn alleine fahren lassen, um noch für meine Befriedigung zu sorgen wäre keine Option für mich gewesen. Dafür ist er mir auch zu wichtig.

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  2. Zu kompliziert.
    Er ist mit sich selber nicht im Reinen.
    Er „friendzoned“ dich damit ein weiterer Kontakt möglich ist, aber er sichere Distanz halten kann.
    Dass er dich dazu bringt alles abzubrechen und dich wieder auf ihn zu fixieren, weil er bei den Anblick wie du mit anderen spielst – Erregung und Ekel – empfindet (Also echt ma! @_@) ist sehr selbstzentriert und spricht nicht dafür dass es ihm interessiert wie du dich fühlst.
    Er weiß nicht was er will. Er will aus seinen alten Trott heraus und was Neues erleben ist aber nicht wirklich bereit dafür.
    Ich würde die Finger von so jemanden lassen. Bestenfalls bist du ein Versuchskaninchen, eine „Übergangserfahrung“ für ihn.

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    • Wir haben uns drei Mal getroffen bisher. Ich finde ihn als Mensch spannend und es sehr okay, wenn sein Beziehungskonzept ein anderes ist als meines. Ich treffe mich auch wieder mit ihm, auch wenn es nur darum geht bei einem Drink ein Gespräch zu führen. Ja, er ist auf dem Weg, ja er ist auf der Suche nach was genau weiß er selbst nicht. Ich war und bin bereit ihm ein paar Facetten zu zeigen, die ich kenne, ohne die Erwartung, dass er die gut findet. Er geht offen an die Dinge ran und lässt sie auf sich wirken. Und ja auch wenn auch für jemanden der einen Blog über Sex schreibt, ist Sex nicht alles.

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  3. Ich weiss nicht ob ich Chapeau oder Huch schreiben soll.
    Weil einerseits, find ich Leute gut, die ihre Gefühle gleich äußern können andererseits find ich es „normaler“, wenn man sich erst mal selbst damit auseinder setzt, bevor man mit anderen Leuten drüber redet.

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  4. Puh…
    Schon hart, wenn ich einige Eurer Kommentare so lese. Seid Ihr wirklich so abgebrüht?
    Wie war es denn bei Euch, das erste Mal im Club?
    Ich kann mir gut vorstellen, dass das erst mal einen Knoten in den Kopf macht.
    Da hast Du’s „geschafft“ und eine Frau wie Remi zieht mit Dir los. Das allein gibt dir schon Adrenalin.
    Dann kommt die Reizüberflutung und zu allem Überfluss musst Du erkennen, dass Deine Begleitung Dich wirklich nur begleitet und nicht beschützt – was ja völlig ok ist.
    Aber das war halt dann zu viel für ihn. Vorallem in Kombination mit der Erkenntnis, dass Remi völlig souverän in dem Umfeld agiert.
    Ich glaube nicht, dass er allein, ohne Begleitung von sich aus in den Club gegangen wäre.
    Aber ich glaube schon, dass er es jetzt tun wird.
    Und sei es nur, um das Erlebte zu verarbeiten.
    Bin gespannt, ob er es verarbeiten kann und sich nochmal meldet.

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    • Danke 🙂
      Ja, wir sind auch immernoch in Kontakt. Ob er allein in einen Club gehen wird, eher nein. Mal sehen, ob er jemals wieder in einen geht, oder einfach gelernt hat, dass es ihm nicht liegt.

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  5. Danke für den Bericht aus einer anderen Welt 🌍. Ich glaube ich hätte auch nicht den Mut es in einem Club öffentlich zu treiben. Obwohl es sicher interessant wäre.

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