Dein Mann, Du und ich

Liebe Freundin meines Kollegen,

eigentlich habe ich nicht die geringste Ahnung, wie man der Partnerin eines Mannes schreibt, mit dem ich eine Affäre angefangen habe. Vielleicht sollte ich mit einem aufrichtigen „Es tut mir leid“ anfangen, falls ich dir damit seelische Schmerzen bereitet habe. Das war nicht meine Intention. Das Ziel war und ist auch nicht irgendetwas an eurer Beziehung zu ändern. Dass er dich von ganzem Herzen liebt und du seine Traumfrau bist, daran hat er nie Zweifel gelassen. Das war auch für mich immer außer Frage gestanden. Aber ja, er und ich, wir mögen uns. Kann man das aushalten? Für mich ist das gar nicht so abwegig, da ich an polyamore Beziehungen glaube. Daran, dass man für mehr als einen Menschen Gefühle haben kann.

Ich hatte aus der Tatsache, dass ihr ein Joyprofil habt erst mal den falschen Schluss gezogen, dass ihr euch sexuell Freiheiten gönnt und war dann erstaunt, als mir klar wurde, dass das nicht so war bisher. Man soll nicht von sich auf andere schließen, ich weiß. Ihr seid D/s-mäßig unterwegs. Nicht polyamor. Und ja ich habe schon auch darunter gelitten, dass ich da in was Heimliches geraten bin. Ich bin erleichtert, dass du es weißt. Ehrlich erleichtert. Erleichtert, dass du ihn zur Rede gestellt hast. Dass ihr wohl ein gutes Gespräch hattet. Euch ausgesprochen habt. Etwa zur selben Zeit, als ich den Eintrag gestern geschrieben habe.

Nachdem ihr ein gemeinsames Profil auf Joy habt, ist es nicht sehr verwunderlich, dass du mein Blog gefunden kennst, dass du erkannt hast, wer er ist. Dass ich mich einer Hilfskonstruktion bedient habe, um über ihn zu schreiben können. Es war echt schwierig für mich abzuwägen, schreibe ich darüber oder nicht. Wenn er küsst lässt es einen nicht kalt. Er weiß, was er tut. Weiß, wie er eine Frau anfassen muss. Man kann mit ihm lachen, reden, verrückte Dinge tun. Das wirst unendlich viel besser wissen, als ich. Aber es hat mich nicht kalt gelassen. Es war in meinem Kopf, er ist da herum gegeistert. Ich schreibe in meinem Blog mir immer die Dinge aus dem Kopf, die darin herumgeistern. Dadurch, dass wir Kollegen sind, sehen wir uns oft. Er ist immer präsent. Lässt sich nicht verdrängen.

Andererseits habe ich aber auch den Vorsatz nie eine Beziehung zu gefährden. Das war bisher immer mein mir selbst gegebenes Gesetz. Das habe ich insofern verkackt, weil du Bescheid weißt. Darüber ärgere ich mich. Aber es ändert nichts daran, dass ich nichts an eurer Beziehung ändern will. Auch wenn ich ein wenig in ihn verschossen bin.

Wenn du es aushalten kannst, würde ich mich freuen dich kennenzulernen. Wir wären uns früher oder später sowieso mal in einem Club über den Weg gelaufen, vermute ich. Aber eigentlich ist es mit Offenheit viel schöner. Immerhin lag ich mit dem Bauchgefühl richtig, dass eure Beziehung auf einem so tragfähigen Fundament steht, dass euch das nicht komplett aus der Bahn werfen wird. Das ist beneidenswert. Es gibt mir aber auch die Hoffnung, dass es für mich da draußen auch noch einen Mann gibt, der für mich so ist, wie er für dich. Er war auch erleichtert heute.

Keine Ahnung, wohin das mit uns zwei führen wird. So eine Situation hatte ich noch nie. Aber du bist cool. Handhabe es so, wie es für dich passt.

LG Remi

6 Gedanken zu „Dein Mann, Du und ich

  1. Oh, das schien mir demnach ein Volltreffer…!
    Aber die Entwicklung war doch absehbar. Du schreibst im „öffentlichen Raum“. Und das weißt Du!
    Ich hoffe für Dich, dass Du ohne große Blessuren rauskommst.
    Halte die Ohren steif, Remi!
    LG R.

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