Über den Wert von Freundschaft…

Gefühlsmäßig wildes Wochenende: Samstag Abend bin ich nach der Auseinandersetzung mit dem Kollegen früh ins Bett gegangen. Gefühle schlauchen mich manchmal. Viel zum Nachdenken und Grübeln – über mich, was ich so tue oder anderen antue.

Auch in kurzen Momenten ein Infragestellen des öffentlichen Bloggens. So sehr es motiviert, wenn viele Menschen mitlesen, so sehr pervertiert man ja den Gedanken einem Tagebuch Dinge anzuvertrauen. Dinge, die eben keiner liest. Gedanken im Affekt, Gedanken, die es später vielleicht gar nicht mehr wert erscheinen gedacht worden zu sein. Würde man immer alles wissen wollen, was der Partner so denkt? Da sage ich so leicht: „Dann lies es nicht“ und ertappe mich selbst, wie ich das ganze Wochenende jemanden Social Media stalke. Dann nervt mich das, was die Sozialen Netzwerke manchmal mit uns anstellen. Vor Allem wenn man unsicher ist.

So ging es mir beim Jäger. Da weiß ich einfach noch nicht woran ich bin. Was an sich gar nicht weiter schlimm ist. Wir kennen uns ja erst kurz, das muss sich finden. Aber ich spüre eine Unsicherheit. Das ist vermutlich immer so, wenn man nicht genau weiß, ob der gegenüber ähnlich empfindet. Wenn ich unsicher bin, dann nervt mich zum einen das ich dann unsicher und gefühlt so unsouverän bin. Zum Anderen versucht man dann immer herauszufinden, woran man ist. Besonders toll, wenn das in einem offenen Beziehungskonstrukt stattfindet, sich die anderen Beteiligten treffen und diese auch darüber in den Sozialen Netzwerken schreiben. Da glaube ich so cool zu sein und stalke schäbigst, was sie posten. Wie ich mich dafür gehasst habe.

Aber ich bin zumindest der Typ, dem es schwerer fällt zu verzichten, wenn er weiß dass es das gibt. Wenn ich Schokolade im Haus habe, muss ich verzichten. Um das zu verhindern, kaufe ich mir keine. Dann ist es auch okay, dass keine da ist. Einfach wäre es, wenn nirgendswo nachlesbar wäre, was die anderen so angestellt haben. Dann gibt es die Info nicht und gut ist es. Aber naja. Hat aber ja auch niemand behauptet, dass offene Beziehungskonstrukte einfach sind. Ich hab mir auch als Strafe für mich selbst ein bisschen Social Media Abstinenz verordnet. Was heißt, dass ich diesen Eintrag schreiben werde, aber aktuell nicht interagieren werde.

Noch ein Beispiel: Mr Urlaubsdate von vorgestern, mit dem gefühlt alles gepasst hat und wir eigentlich nur noch einen Termin ausmachen wollten, schreibt mir, dass es ja gerade ach so viel tun hat und jetzt schwierig den Urlaub einbauen kann und sucht dann auf seinem Profil nach einem Date. Ich nehm das jetzt mal nicht persönlich. Nicht ranlassen an mich. Ist abgehakt.

Unabhängig davon führt es mich wieder zur Frage, ob mein Weg zu leben so okay ist. Glücklicherweise hat sich gestern für mich ergeben, dass ich bei meinen besten Freunden vorbeischauen konnte. Freunde aus meiner Schulzeit. Bei denen ich genau weiß, dass sie mich akzeptieren, wie ich bin, sie mir aber auch sagen würden, wenn ich mich aufs falsche Gleis begebe. Es hat sich in dieser Freundschaft entwickelt über die letzten Jahre, dass wir offen über alles reden können. Über wirklich alles. Mittlerweile auch über jegliche sexuelle Themen. Das ist für mich so unglaublich wertvoll, weil eben das Thema Sex in meinem Leben keine so unerhebliche Rolle spielt. Wenn da Menschen sind, bei denen du einfach jedes Thema ansprechen kannst. Ich glaube, das macht mich als Mensch nochmal eine Runde gelassener.

Dort konnte ich dann auch die Geschichte mit dem Kollegen verarbeiten. Was nicht heißt, dass das nun alles gut ist und nicht mehr weh tut. Das dauert sicher noch ein wenig. Aber auch nochmal ein Feedback zu bekommen, dass auch in deren Einschätzung eine monogame Beziehung nicht das gewesen wäre, das zu mir gepasst hätte.

Und noch zum Ende eine schöne Social Media Begebenheit: Mr. Bondage hat meine Gefühlsäußerungen auch gelesen und schreibt mir dann, dass ich mich auch jederzeit wenn es mir schlecht geht bei ihm melden kann. Er bietet mir „Nähe, Spontanität und die Überzeugung, dass du okay bist, wie du bist.“ Was auch eine wirklich wunderbare Entwicklung über die 7 Jahre ist, die wir uns jetzt kennen. Mit allen Höhen und Tiefen, die wir so durchgemacht haben. Mit Phasen in denen ich nicht gepasst, habe weil nicht die perfekte Sub für ihn bin. In denen ich ihn gern verändert hätte, weil ich ihn so pedantisch fand. Die Zeit und weniger überbordende Gefühle haben dafür gesorgt, dass wir wissen was wir aneinander haben, dass wir uns sein lassen können wie wir sind und haben uns sehr viel Gelassenheit im Umgang miteinander gegeben. Das fühlt sich schön an.

3 Gedanken zu „Über den Wert von Freundschaft…

  1. Wie sehr bekannt kommt mir das alles vor? Mir geht es gerade genauso. Möchte etwas und bekomme es nicht. Manchmal nicht einmal eine Reaktion. Fast Ghosting, dann kommt wieder was das mich berührt.

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