Es ergab sich, auch weil wir es so wollten, dass Mr. Bondage und ich uns ziemlich bald wiedersahen. Dieser Mann übte eine ungeheure Anziehung auf mich aus, trotz der schlaflosen Nacht und der Demütigungserfahrung zum Frühstück. Mit ein wenig Abstand möchte ich diese Erfahrung nicht missen. Ich hatte das Gefühl, dass ich mit ihm nochmal ganz anders spielen könnte, als mit meinem Dom JD. JD hat gar keine Bondageneigung. Mr. Bondage liebt das Fesseln und ist im Vergleich zu manch anderem Mann mit dem ich in letzter Zeit gespielt habe, sehr dominant. Das ist eine Herausforderung für mich. Daran kann ich mich reiben. Ich war begierig darauf herauszufinden, wohin unsere Reise geht, was wir noch alles ausprobieren würden. Auch wenn ich ihn noch nicht so recht einordnen konnte. Wenn ich noch nicht herausgefunden hatte, wie er so tickt. Wenn mir manches an ihm noch sehr eigenartig erschien. Andererseits hatte schon der erste Abend auf dem Stammtisch gezeigt, dass wir sehr viele Gemeinsamkeiten haben.
Er hatte mich um ein Feedback zu unserem ersten Treffen gebeten. Ich schrieb ihm, dass es mir gut gefallen hat. Vor Allem das Bondage, bei dem ich zwar noch nicht so ganz einfach meinen Kopf ausschalten konnte. Es mir aber gefällt. Dass ich noch nicht weiß, wie weit meine devote Ader reicht, ich aber bereit bin Dinge erstmal auszuporbieren.
Es hatte mich beschäftigt, dass er nicht gekommen war, auch das schrieb ich ihm. Denn ich kann nicht gut nur nehmen. Ich muss auch immer das Gefühl haben, auch gegeben zu haben. Er erklärte mir in seiner Antwort, dass Kommen für ihn nicht so einfach ist und dass er seine Befriedigung aus meiner Lust zieht.
…Seine Mail: „… Versuche, die Verantwortung für Deinen und meinen Orgasmus in meine Hände zu legen. Sorge Dich nicht wegen meiner Befriedigung. Ich werde selbst entscheiden was geht und was nicht. Du hast keine Möglichkeit mich zum Kommen zu bringen, wenn mein Kopf nicht dafür empfänglich ist. Vielleicht werde ich Dich einmal meine Hoden lecken lassen, während ich es mir mache. Das ist die mir derzeit einzige bekannte Stellung, die funktioniert. Aber das wollte ich am bei unserem ersten Treffen noch nicht. Ich war zufrieden mit dem, was wir gespielt haben.
Du warst nicht sooo böse, dem Teller mit der Milch entronnen zu sein, oder? Was wir getan haben, war schon ziemlich viel für das erste Mal, finde ich. Du hast wunderbar ausgesehen an meinem Tisch. Das geilste was Du für mich getan hast, war das Präsentieren Deiner Brüste unter dem Tisch. Übe das! Versuche Deine Nippel zu lecken. Auch wenn das gerade nicht ganz gelingt, wird es nach einer hingebungsvollen, wunderbar anzusehenden Geste ausschauen. Erlaube Dir, Dich als Sex-Objekt, als Sex-Sklavin für mich in diesem Moment zu fühlen. Versuche Kraft daraus zu ziehen, dass Du mir Gutes tust, wenn Du wartest, kniest oder Dich selbst berührst. Es geht mit gut damit bisher.“
Lol die eigenen Nippel lecken. Darüber musste ich schmunzeln. Aber die Nachricht zeigte mir auch, dass Mr. Bondage sich bewußt war, dass er mich Neues ausprobieren lässt. Dass er die Dinge auch reflektiert.
Vor dem nächsten Treffen schrieb er mir eine SMS, ob ich denn „ Die Geschichte der O“ gelesen oder gesehen habe: Ich wusste worum es geht und auch welche Bedeutung dem Buch beigemessen wird. Ein Art Standardwerk der BDSM-Szene quasi. Aber ich hatte mich bisher bewusst davor gedrückt, mich damit auseinanderzusetzen. Ich wollte meine unbekümmerte Herangehensweise nicht verlieren und mich nicht zu viel damit beschäftigen, bzw. darüber lesen. Ich sagte ihm, dass ich den Film nicht gesehen habe. Dann könne ich mich für den Abend auf ein sündiges Heimkino freuen. Das klang doch mal gut.
Ich kam nach einem langen Tag bei ihm an. Da stand er in der Tür, grinste und mein Herz machte einen Sprung. Ich freute mich wirklich sehr in wiederzusehen. Wir umarmten uns. Dann zeigte er mir einen Stuhl im Wohnzimmer, auf dem ich meine Sachen abstellen konnte. Das war jetzt quasi mein Stuhl. Das ließ mich innerlich sehr schmunzeln. Die Chaosqueen bekommt von Mr. Aufgeräumt einen festen Platz für ihre Sachen in seiner Wohnung zugeteilt. Eigentlich widerstrebt mir das ja völlig, andererseits kann so ein wenig Struktur ja auch nicht schaden. Ich legte also brav meine Sachen auf dem Stuhl ab.
Mein Plan war eigentlich gewesen, dass ich mich dann erst mal noch ins Bad verkrümle, um mich frisch zu machen. Ich sagte ihm, dass ich das tun wollte. Mr. Bondage hatte aber andere Pläne. Er sagte, dass es ihm auch so gehe, weil er auch einen langen Tag gehabt hat. Deswegen würden wir das gemeinsam machen. Dann wies er mich an, mich auszuziehen. Grr, ich bin ja nicht so ganz gern nackt, deswegen ruft das immer kurz Unbehagen hervor. Aber die clothed male, naked female (CMNF)- Nummer die kannte ich ja vom ersten Mal schon und ich wusste, dass ihm das etwas gibt. Also ging ich zurück ins Wohnzimmer und schälte mich aus meinen Klamotten. Legte alles brav auf meinen mir angestammten Stuhl. In einem chaotischen Stapel, um auch ein wenig Ich zu bleiben. Dann ging ich zurück in den Eingangsbereich seiner Wohnung in dem er wartete.
Mr. Bondage war noch in Hose, Hemd und schicke Schuhe gekleidet. Sein Lieblingsoutfit. Er setze sich auf den Stuhl, der dort stand. „Knie dich hin“, wies er mich an. Ich sah den Parkettboden an und wusste, dass ich mir dabei schwer tun würde. Ich sagte ihm, dass ich nicht besonders gut knien könne. Ich durfte mir ein Kissen holen. Das tat ich und kniete mich schräg vor ihn. Nahm automatisch eine devote Körperhaltung ein. Da kniete ich nackt vor ihm auf dem Boden mit gesenktem Kopf und war gespannt, was passieren würde. Ich merkte, dass ihm die Situation gefiel.
„Zieh mir die Schuhe aus“, sagte er. AHA, dachte ich mir und in meinem Kopf entspannte sich ein Kampf. Natürlich fand ich das irgendwie doof und es hat auch erstmal was Erniedrigendes. Es trieb mich ein bisschen an meine Grenzen. „Du willst jetzt ernsthaft, dass ich dir Schuhe ausziehe, alles klar. Hast es dir da bequem gemacht. Super…“, dachte sich der trotzige Teil in mir. Der unsichere Teil hatte ein wenig Schiss sich unbeholfen und dumm anzustellen. Ich habe auch bisher die sich meistens selbst ausziehen lassen. Unsicherheit also. Der rebellische Teil in mir lässt sich nicht gerne Sachen anschaffen. Dinge, die ich nicht selbst eh gewollt habe. Ich tue gerne Dinge von selbst, von innen heraus, weil ich sie tun will. Vor allem bei Dingen, die ich nicht für logisch oder als reine Schikane erachte, da gehe ich normalerweise auf die Barrikaden. Der sexuell neugierige Teil in mir war sich sicher, dass er mich führen würde, dass ich am Ende belohnt werden würde. Dass es sich mit Sicherheit auszahlen würde etwas mir nun nicht besonders Angenehmes zu tun. Dass er meine Grenzen gerade austestete.
Ich zog bei meinen Überlegungen ein ziemlich genervtes Gesicht. So offensichtlich an eine Grenze getrieben werden und mir dabei zusehen lassen müssen, wie ich innerlich abwäge, mag ich so gar nicht. Und ich bin mir sicher er hatte genau daran ziemlichen Spaß. Das genau das sein Plan gewesen war. Okay, entschied ich mich. Ich will das. Ich will wissen, was danach kommt. Und griff nach den Schnürsenkeln seiner Schuhe. „ Doppelknoten, na toll“, motzte ich. So ganz ohne raushängen zu lassen, dass ich mir auch gerade Besseres hätte vorstellen können, ging es dann doch nicht.
Er grinste und meinte nur: „Was erwartest du von einem Rigger?“. Er hatte Recht. War ja eigentlich klar, dass jemand, der sich mit Knoten und Fesseln auseinandergesetzt hatte seine Schuhe ordentlich zuknoten würde. Ich bekam den Knoten auf und lockerte die Schnürsenkel. Ich bekam ihn halbwegs unfallfrei aus seinen Schuhen. Durfte sie dann ordentlich unter den Stuhl stellen. „Das auch noch“, dachte ich.
Aber die Schuhe waren nicht alles. Ich durfte ihm den Rest seiner Sachen auch noch ausziehen. Erst das Hemd. Ich knurrte ein wenig, aber fügte mich. Als es ausgezogen war, sagte er mir, dass ich es zur Dreckwäsche in seinem Schlafzimmer packen sollte. Tsss, dachte ich, das wird ja immer besser. Schon schräg der Mr. Bondage Irgendwie pedantisch. Das kann ja heiter werden mit uns zwei. Der Gipfel war, dass er mir zeigte, wie man die Anzughose auf den Bügel hängt.
Dann war er endlich ausgezogen und ich freute mich aufs Duschen. Gemeinsames Duschen ist schön, auch wenn mir die Temperatur mit einem Mann zusammen meistens nicht warm genug ist. Aber es war immer noch nichts mit einfach duschen. Er ließ sich von mir die Haare und den Körper einseifen. Ahh, ich mach das ja freiwillig wirklich gerne. So als liebevolle Geste. Jetzt war es verlangt und ich war kurz überlegt wieder trotzig zu werden. Ließ es aber bleiben. Seifte ihn mit viel Gefühl ein. Massierte ihm ein wenig den Kopf. Er lobte mich brav und genoss es. Als er fertig war, konnte ich mich endlich selbst ordentlich duschen. Als ich fertig war, gab er mir ein Handtuch. Ich sagte, dass ich noch ein zweites benötigen würde. Das wollte er mir nicht geben, weil er den Sinn dahinter wohl nicht verstand. Aber ich hasse es nur ein Handtuch zu haben und mir das ganze Wasser aus den Haaren nach unten tropft. Da wurde ich knatschig. Bin selten richtig genervt. Aber zwei Handtücher beim Duschen sind ein Grundbedürfnis für mich. Wenn Blicke töten könnten, wäre er in dem Moment tot umgefallen und ihm wurde wohl klar, dass das eine Grenze ist und wenn er noch einen netten Abend haben wollte nachgeben musste. Er rückte ein zweites Handtuch raus und meine Laune wurde schlagartig besser.
Sauber und in zwei Handtüchern gehüllt stand dem Filmabend nichts mehr im Weg.
Jetzt bin ich ziemlich gespannt auf den nächsten Teil. Ich finds enorm, dass du dich so in diese Rolle drücken lässt obwohl es dir widerstrebt. Aber es geht einfach auch nichts darüber eigene Erfahrungen zu machen.
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Hat dies auf padener'Zeitgeist rebloggt.
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Hallo Sweety,
immer wieder etwas Neues von dir und ja, ich bin sogar etwas überrascht……….
liebe Grüße
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Köstlich. Und beim fehlenden Handtuch fast explodiert 😉 Da bin ich auf die weiteren Teile gespannt …
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Hab ich mir fast gedacht, dass er von der Sorte ist. Ein wirklich dominanter Mann ist empathisch und baut erst einmal Vertrauen auf. Es scheint mir, als hätte er ein bisschen zuviel shades of grey gelesen.
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Warte noch ein wenig 😉
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Mir ist das entschieden zu viel für die ersten beiden Male. Aber da Du ohnehin nicht submissiv bist, ist das eigentlich egal. Du nimmst es ja ohnehin nicht ernst. Aber auch das sollte er längst bemerkt haben.
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Du wirst lächeln wenn du gelesen hast, was noch passiert.
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Doch bin ich, aber nur wenn Mann mir sonst auf Augenhöhe begegnet. Und das war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar. Warte noch zwei Einträge ab. Vieles hat sich dann erklärt und verändert..
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Lustig (oder besser interessant) finde ich, dass Deine Grenzen ganz woanders liegen als bei mir.
Unter dem Tisch anbinden lassen -> niemals !
Schuhe samt Mann ausziehen -> gerne 🙂 – ich empfinde das absolut nicht als demütigend. Wär auch doof, weil mein Partner selber keine Schuhe binden kann und ich das zuweilen machen darf ..
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