Die andere Sub – Das Gespräch

Ich war in ein kleines Loch gefallen, es war nicht besonders schlimm gewesen und seit ich durchschaut habe, wieso das passiert, kann ich auch ganz gut damit umgehen. Außerdem wusste ich ja, dass ich nur eine Nacht allein war, bis ich Mr. Bondage zum gegenseitigen Aftercare wiedersehen würde. Wir wollten uns beide Nähe geben nach dem Spiel und reden. Der andere Teil des kleinen Tiefs würde weggehen, wenn ich ein wenig runtergekommen war nach dem ziemlich stressigen Wochenende und ausgeschlafen hatte. Ich ging früh ins Bett.
Am nächsten Tag ging es mir deutlich besser. Ich fuhr mit dem Zug zu ihm, er sammelte mich wie immer am Bahnhof ein. Dieser Moment wenn wir uns wiedersehen: er lässt mich dann immer spüren, dass er mich vermisst hat und dass er meine Nähe ebenso braucht, wie ich seine. Ich genieße diesen Moment immer sehr.
Später arbeiteten wir dann den Abend der Play-Party auf. Er war irritiert, dass ich ihm nicht vertrauen konnte. Er hatte den Eindruck, dass ich eigentlich gar nicht mit ihm spielen will, sondern es nur seinetwegen tue. Dem widersprach ich, denn ich will mit ihm spielen, aber ich brauche einfach manchmal mehr Zeit.
Wir hatten vorher mal darüber geredet, dass er mit mir ähnlich spielen wollte, wie JD mit mir Pornokino. Dass er mich in gewisser Weise anderen vorführen und zur Verfügung stellen wollte. Das fand ich sehr reizvoll und hatte ihm das auch so gesagt. Mir war allerdings überhaupt nicht klar gewesen, dass das sein Plan für diesen Abend war. Denn als feststand, dass das Hexchen mitgehen würde, dachte ich dass das Spiel mit ihr für ihn im Vordergrund steht. Die beiden hatten sich lange nicht gesehen und er hatte mir oft von gemeinsamen Spielen berichtet. Ich dachte, dass sie die Hauptrolle spielen würde an diesem Abend und ich einfach ein wenig zusehen konnte, wenn er mit ihr auf einem anderen Level spielt. Das war völlig okay für mich. So hatte ich die Konstellation interpretiert.
Mr. Bondage hatte allerdings ganz andere Pläne gehabt, wie sich in unserem Gespräch herausstellte. Er wollte zuerst mit mir Spielen. Das war sein Hauptfokus. Er wollte mich „Vorführen“, sehen ob sich ein interessantes Spiel, vielleicht auch mit einem anderen Mann ergibt. Ich war überrascht. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich Fokus stehen sollte. Ich freute mich und ärgerte mich gleichzeitig ein wenig, dass ich ihm nicht vertraut hatte und sofort auf die Barrikaden gegangen war. Aber an diese Möglichkeit hatte ich überhaupt nicht gedacht. Ich war so darauf fixiert, dass er mich einfach nur in zu wenigen Klamotten fesseln wollte. Andere Möglichkeiten hatte ich überhaupt nicht in Betracht gezogen. Er hatte deswegen so spät zu spielen begonnen, weil er mein Verhalten beobachtet hatte um herauszufinden, wie ich so drauf bin. Er versuchte mich einzuschätzen und kam dann nach einer Weile zum Schluss, dass es ein Spiel an diesem Abend nicht möglich sein würde, da ich ihm nicht vertraute. Das Fesseln war nur Plan B gewesen, damit wir etwas taten, was wir beiden schon kannten. Vertrautes Terrain, sozusagen.
Nach dem Abend war er sich jedenfalls wieder unsicher, ob es wirklich sinnvoll ist, dass wir miteinander spielen. Vielleicht wäre es besser, wenn wir einfach nur unsere Vanillabeziehung haben, grübelte er.
Ich will mit ihm spielen. Das sagte ich ihm auch. Aber er muss „Runter vom Gas“. Er muss mit mir in kleineren Schritten vorgehen. Ich bin immer noch eine Anfängerin. Bisher hatte er nur erfahrene Frauen gehabt, denen er gerecht werden musste. Ich machte ihm nochmal bewusst, dass auch an diesem Abend für mich auch bemerkenswerte Dinge passiert waren. Nämlich die Tatsache, dass ich einen ganzen Abend das Halsband öffentlich getragen hatte. Dass ich damit ein sichtbares Zeichen meiner Unterwerfung getragen habe. Das klingt so banal und wenn man erfahrener ist, dann ist das nicht mehr der Rede wert. Aber für mich ist das schon noch bemerkenswert. Hinzu kommt, dass ich mich zum ersten Mal habe an einer „Leine“ herumführen lasse habe. Auch das ist etwas, das ich auf mich wirken lassen muss. Ich glaube, dass war ihm überhaupt nicht bewusst. Das hatten das Hexchen und er eben schon öfter gemacht, überhaupt nicht der Rede wert. Aber ich taste mich noch ran an das Subsein. Fühle in mich hinein, was bestimmte Spiele mit mir machen.
Wenn wir privat spielen, vertraue ich ihm mittlerweile zu 100 Prozent. Da hat er mir gezeigt, dass er verstanden hat, dass er mit mir ein wenig behutsamer umgehen muss. Das hat wunderbar funktioniert. Ich warte schon immer sehnsüchtig darauf, dass wir wieder spielen. Aber das Vertrauen habe ich für öffentliches Spielen noch nicht. Das war auch auf der Party das Problem. Hier habe ich immer noch das Gefühl, dass er zu schnell zu viel von mir erwartet. Noch ein Punkt der mir klargeworden ist, vor Allem weil das Hexchen dabei war: Durch unsere Vanillabeziehung, die sich ja sonst auf Augenhöhe bewegt, braucht es einen deutlichen Anfang des Spiels. Denn das Hexchen war die ganze Zeit ihrer Anwesenheit eben in einer devoten Rolle. Die beiden sehen sich ja nur zum Spielen, da funktioniert das so. Aber für mich braucht es eben das Anlegen des Halsbands als Startsignal.

Das Fazit: Kommunikation ist wichtig. Aber auch Vertrauen. Wir arbeiten weiter daran. Darüber hinaus mag ich das Hexchen und fände es schön, wenn es sich mal wieder ergibt, dass wir zusammen auf eine Veranstaltung gehen.

11 Gedanken zu „Die andere Sub – Das Gespräch

  1. Das Ding ist doch: Anstelle wie Du eine ganzen Abend innerlich zu kochen und zu schmollen oder wie er um Dich rumzugehen und Dich zu beobachten – wie wäre es denn einfach mal mit einem klaren Wort? Auch auf einer Party sollte das möglich sein und auch vor dem Hexchen sollte das möglich sein. Denn wenn nicht mal das möglich ist, dann bekommt bei Euch das Safeword eine so große Dimension, dass Du es als „Strafe“ oder Bockigkeit benutzt und nicht, weil Du wirklich aus einer für Dich überhandnehmenden Situation raus musst.
    Wieso sprecht ihr nicht vorher über die Dinge, die ihr miteinander erleben wollt? Überraschung ist ja schön und gut und er muss Dir ja nicht ein ganzes Skript vorlegen, aber ihr könnt doch miteinader sprechen, wieso tut ihr es denn dann nicht?

    Ich muss mir an die Nase fassen, weil ich immer an Doms geraten bin, mit denen ich tatsächlich NICHT reden konnte aus verschiedenen Gründen. Du hast einen, mit dem Du offensichtlich gut reden kannst und machst es nicht 😉

    Und versaust Dir und ihm zum wiederholten Male einen Abend … Remy! 😉

    Klappe auf und Reden… 🙂

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    • Wir hatten uns nicht mehr allein gesehen nachdem klar war, dass wir zu Dritt gehen würden. Aber ich werde mir so einen Abend auch nicht mehr in ein so volles Wochenende quetschen, versprochen 😉

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      • Das … und die Pläne und sowas kann man zur Not ja auch digital abklären… 🙂

        Wichtig ist nur, dass ihr überhaupt darüber sprecht – denn im Rückblick betrachtet muss auch Dir auffallen, dass es immer wieder in dieser ähnlicher Situation endet – die vermeidbar sind… Volles Wochenende hin oder her.
        Und zum Alleine-Sehen: Da müsst ihr dann vielleicht auch mal über Euren Schatten springen und das Hexchen für 5 Minuten links liegen lassen. Wenn Sie weiß, warum ihr die 5 Minuten braucht, wird Sie das sicher verstehen… 🙂

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  2. Lila hat eigentlich schon alles wichtige gesagt. Reden. Gerade wenn man an den Anfängen steht. Überraschungen sind noch nichts – du brauchst noch ein festes Umfeld, du musst wissen was passiert um dich fallen lassen zu können und zu Vertrauen, dass nur etwas passiert, was du auch willst – gerade in de Öffentlichkeit. Da kenn ich mich zwar nicht mit aus, Öffentlichkeit gibts bei mir ja nicht – aber ich kenne es aus meinen Anfängen im privaten – ich hatte tausende an NoGos und hab ziemlich fest vorgegeben was geht und was eben nicht – also ehr was geht, das andere wäre viel zu viel gewesen um es sich zu merken – ich hab ziemlich genau vorgegeben was passiert oder wenn mein Freund was neues ausprobieren wollte, musste er es vorher mit mir absprechen.

    Aber auch Mr. Bondage muss Reden! Wenn er merkt, dass etwas nicht stimmt, dann muss er dich darauf ansprechen. Entweder läuft nämlich gerade was komplett falsch oder es ist einfach ein Missverständnis – wie in eurem Fall. Ein paar Sätze hätten den ganzen Abend für euch zweit vermutlich sehr viel schöner gemacht. Und da spielt es keine Rolle ob da Hexchen oder sonst wer dabei ist. Macht ein Wort aus, oder einen Satz, der klar macht, das man kurz „außerhalb des Spiels“ (aber ruhig im Spiel bleibend) etwas klären muss. Und bevor jemand zickig wird, einfach das kurz ansprechen – den eigenen Frust kurz runter schlucken und reden. Klar, es ist doof, aber lieber so, als nen teils unschönen Abend zu haben.

    PS: und es ist überhaupt nicht banal ein Halsband das erste mal so richtig in der Öffentlichkeit zu tragen. Mich hat letztens jemand gefragt, was das extremste war, was ich je gemacht habe. Ich hab ihm gesagt, dass es das nicht gibt, denn alles, was man das erste Mal macht ist in dem Moment eine „extreme“ Erfahrung. Ob nun der erste Sex in Handschellen oder die erste Begegnung von Hintern und Rohrstock oder die ersten Stunden im Pranger oder 2 1/2 Tage eine Latexmaske ohne Augenöffnung zu tragen – jedes mal war es für mich eine außergewöhnliche Erfahrung und oft auch das Überschreiten einer vorherigen Grenze. Und gerade das Halsband ist ja einer der aussagekräftigsten Elemente im DS Spiel und damit nie banal – wird es glaube ich auch nie werden (jedenfalls ist es für mich nach Jahren das Angelegt bekommen und selbst das Tragen – was ich ja nahezu 24 Stunden am Tag mache – immer noch ein sehr emotionaler Akt).

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