Ich hatte ja erzählt, dass mich eine Affäre/Freundin/Partnerin (ich hab schon mal überhaupt keine Ahnung, wie ich es nennen soll) von Mr. Bondage angeschrieben hatte. Worauf hin ich festgestellt habe, dass sie ebenfalls bloggt und dass er sie mit nach Japan mit genommen hat.
Ich hab ihm davon erzählt und auch, dass es so ein wenig böse Geister in mir wieder heraufbeschworen hatte. Allerdings war ich zum einen nicht gewillt, mich davon runterziehen zu lassen, zum Anderen hatten wir ein gutes Telefonat. Ich hatte ja nie nach Japan gefragt, aber nachdem die Katze aus dem Sack war, sprachen wir über seine Motive mich nicht mitzunehmen. Es war ein gutes Gespräch und die Sache war für mich gegessen. Ohne Bitterkeit. Bin da ja durchaus ein kleinwenig stolz auf mich. In meinem letzten Blogeintrag darüber hatte ich noch geschrieben, dass ich ihre Texte lieber nicht so genau lesen wollte. Das war im ersten Moment auch eine gute Entscheidung.
Ich habe sie später doch gelesen, in einem Moment in dem es mir gut ging und ich mit mir im Reinen war. Wenn ich ihre Texte lese, dann natürlich in meiner Interpretation ihrer Worte. Durch meine Brille auf das Leben. Mit meinem Hintergrund und meinen Erfahrungen. Ich kann nur erahnen, an welchen Stellen sie sich auf ihn bezieht und wo nicht. Warum habe ich es gelesen? Es war die Gelegenheit herauszufinden, wie ich damit umgehen kann. Eine Variante, die für mich in seinem Polykonstrukt funktioniert hat, war nichts wissen zu wollen. Im Hinterkopf zu haben, dass es da noch andere gibt, aber besser damit Leben zu können, wenn ich zu ihnen kein Bild im Kopf habe. Keine Details kenne, wann er sich wo und wie mit ihnen trifft. Vor ein paar Jahren gab es ja mal den Moment, wo er mich und eine weitere Partnerin mit auf eine Veranstaltung genommen hat. Das ist so ein wenig in die Hose gegangen. Das war gefühlsmäßig für alle Beteiligten anstrengend. Von Eifersüchteleien und die eigene Rolle finden geprägt. Und auch vom Messen mit der anderen. Das war damals nicht abstellbar.
Das Lesen ihrer Texte diente dazu mich selbst herauszufordern. Wie sehr kann ich akzeptieren, dass es da noch jemand anderen unabhängig von Sex gibt? Dass es da noch einen Fuck-/Fesselbuddy gibt, das war sehr einfach akzeptieren. Damit hatte ich wenig Probleme. Das Polysex-Konstrukt kann ich gut händeln. Die Eifersucht hält sich bei mir bei Sex in Grenzen. Das polyamore ist da schwieriger.
Sie geben sich Nähe, tun sich gut.
Das ist schon ein wenig schwieriger. Aber mit ein wenig reflektieren geht auch das. Ich habe mir auch Nähe geholt zum Beispiel beim Arbeitskollegen oder bei Mr. Montage. Und eigentlich sind bei den meisten meiner Affären Gefühle im Spiel. Das mindert meine Gefühle für Mr. Bondage aber nicht. Ich würde ihn nicht mehr oder weniger lieben, wenn es die anderen nicht gäbe.
Sie albern herum, lachen miteinander.
Da ging meine Augenbraue am meisten nach oben und ich musste erst mal schlucken. Für mich ist miteinander herumalbern, der Moment, wo ich Menschen am nächsten an mich heranlasse. Albern sein, blödeln. So ungeschützt. Auch mal übers Ziel hinausschießen. Sich zum Affen machen. Um das zu tun, muss ich mich sehr wohl fühlen. Das hat er mit ihr also auch… Nächster Gedanke: Dann ist das mit uns ja nicht besonders. Nicht besonders sein – das ewige Messen, Vergleichen, den eigenen Wert einordnen. Kann man/sollte man polyamore Beziehung ohne das Messen führen? Kann ich akzeptieren, dass er gleichartig/-wertig nochmal Gefühle für jemand anderen hat? Dass wir beide besonders, oder unbesonders sind. Der Gedanke gärt schon ein wenig in meinem Kopf. Und ich bin nun soweit, dass es für mich okay ist, dass auch sie besonders ist. Dass es bestimmte Momente und Dinge gibt, wo er zuerst an mich denkt. Dass es Erlebnisse und Orte gibt, da wird er schmunzelnd ihr Bild vor Augen haben. Ich kann das mit der Sicherheit in meinem Hinterkopf, dass unsere Beziehung schon lange andauert, dass sie schwierige Zeiten überstanden hat und dass wir sie trotzdem immernoch haben.
Glück gönnen können. Immer wieder aufs Neue eine Herausforderung.
„Kann man/sollte man polyamore Beziehung ohne das Messen führen? Kann ich akzeptieren, dass er gleichartig/-wertig nochmal Gefühle für jemand anderen hat? “
Gute Fragestelung, die sich jeder stellt, der das Gefühl hat, das Leben einer anderen Person dreht sich nicht um sich selber, sondern um jenen Person. Die Frag ist, wie gehst du damit um, wenn dein Partner Poly ist? Lässt du den anderen Partner zu, weil dein Partner ihn akzeptiert? Und was ist, wenn er du den anderen Partner deines Polys nicht riechen kannst? Du siehst, das Bewerten gehört zu einem Menschen dazu. Es geht immer nur darum, was der Bewertungsmaßstab ist. Kannst du jemandem das gleiche ohne Abstriche zugestehen, was du denkst, was der Partner machen sollte (Kant’sche Prinzip)? Nicht uneinfach und eine Aufgabe fürs Leben, welche sich so en passant auf den Lebenspartner/Affäre/ F+/ONS erstreckt. Verdammich. Eine Lösung habe ICH nicht. Wenn du sie hast, ich würde sie gerne in deinen Blog als Wegrichtung lesend erfahren können.
Ach ja, Sex is not evil, except if you are religious. …
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„Sex is not evil, except if you are religious. …“
Dieser Satz ist einfach falsch. Ich zum Beispiel bin „religious“, für mich ist Sex aber trotzdem nicht „evil“.
Es ärgert mich wenn religiöse Menschen immer klischeehaft so hingestellt werden als seien sie total prüde und lustfeindlich…
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Ich bin auch religiös, aber es ist schon auch nicht von der Hand zu weisen, dass die verfassten Religionsgemeinschaften da echt oft ein Drama drummachen…
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Natürlich. Aber einerseits hat sich da ja in den letzten Jahrzehnten wirklich einiges getan, und andererseits muss man auch immer wieder unterscheiden zwischen den offiziellen Lehrmeinungen einer Religionsgemeinschaft und der tatsächlichen Lebenspraxis ihrer Mitglieder…
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Ja, umso schlimmer, dass es in der offiziellen Lehrmeinung dann trotzdem noch evil ist, auch wenn die Menschen anders leben.
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Wenn ich mich richtig erinnere, ist er doch verheiratet, oder?
Mal abgesehen davon dass mir schleierhaft ist wie er die vielen Frauen (es gibt ja mit seiner Frau, Dir und ihr mindestens drei) alle unter einen Hut bringt, allein schon zeitlich – es dürfte ja wahrscheinlich so sein dass er das vertrauteste Verhältnis zu seiner Frau hat, weil er sie am längsten kennt. Auch mit ihr wird er wahrscheinlich rumalbern und was so dazugehört. Hat Dich das bisher nicht gestört (Du wusstest ja von Anfang an dass er verheiratet ist) oder hast Du Dir keine Gedanken darüber gemacht? Es scheint als wärst Du eifersüchtig auf die andere „Spielgefährtin“, aber nicht auf die Ehefrau, stimmt das? Wenn ja, woran liegt das? Weil er mit ihr auch SM macht, mit seiner Frau aber nicht?
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…irgendwie machst Du mich neugierig auf ihren Blog! missing Link… 😉
Aber Deine Worte sind sehr, sehr heilsam!
Danke!
LG R.
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…Remi, jetzt verstehe ich diesen Post! Das zu lesen ist sicher nicht ganz ohne… Aber beeindruckend wie viel Einblicke in fremde Seelenleben Blogs so bieten. Und Spiegelsichten in’s eigene…
LG R.
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