Ausgerechnet dieser Gedanke treibt mich schon seit ein paar Wochen um. Nicht weil meine Hormone nun Torschlusspanik bekommen haben. Die hatten sich eigentlich schon damit abgefunden, dass ich vielleicht nicht der Mama-Typ bin und auch nicht zur richtigen Zeit im Leben den richtigen Partner hatte. Mich hat jemand gefragt, ob ich mit ihm ein Kind will…
Ich fürchte ja schon, dass ich mit diesem Blog-Eintrag ein Fass aufmache, aber das muss ich dann aushalten.
Mich hat nicht irgendjemand gefragt. Sondern mein bester Freund aus Schulzeiten, der in einer schwulen Partnerschaft lebt. Die beiden sind seit 10 Jahren zusammen und wären die wunderbarsten Eltern, die mir vorstellen kann. Als mich meine Hormone vor ein paar Jahren mal sehr gequält hatten, hatte ich den beiden in angeheitertem Zustand vorgeschlagen, dass wir doch zusammen ein Kind kriegen könnten. Damals waren die beiden noch nicht so weit glaube ich. Vielleicht hatten sie es auch nicht so ernst genommen.
Doch nun, als wir zusammen im Urlaub waren letzten Monat, kam mein Schulfreund um die Ecke und hat mir genau diese Frage gestellt. Ich glaube der überraschende Tod eines sehr nahstehenden Menschen hat bei ihm auch nochmal die Sicht auf das Leben und die Prioritäten verschoben.
Aber es war für mich einigermaßen überraschend. Das ist mal eine Aufgabe: in sich reinhören und rausfinden, ob man sich das vorstellen kann. Ich hatte mich eine ganze Weile viel mit Co-Parenting-Modellen beschäftigt. Und eigentlich ist es sowieso die überhaupt einzige Konstellation in der ich mir das überhaupt vorstellen kann. Aber will ich das? Wirklich?
Jeder der mich gut kennt, wird bestätigen, dass ich überhaupt kein Mama-Typ bin. Ich hätte mir Kinder immer nur vorstellen können, mit einem Mann, der sich mehr kümmert als ich mich. Jetzt hätte ich nicht nur einen sondern sogar zwei solche Daddys, die auch in ihrer Onkelrolle schon voll aufgehen. In unseren Gedanken-Modellen würde das Kind bei den Vätern aufwachsen. Ich würde das Sorgerecht zwar nicht abgeben, aber mich eher wie ein sonst ein klassischer Vater kümmen. Ich weiß ein sehr ungewöhnliches Modell. In jeder Hinsicht. Und ich weiß, dass man Frauen nicht sehr gerne zugesteht über Elternschaft so zu denken. Man wird sagen, na warte nur ab, bis das Kind da ist… Natürlich weiß man es am Ende nie, aber ich kenne mich nun auch schon ein Weile.
Die Nummer mit „der Zeitpunkt ist nicht richtig“ habe ich schon zur Seite geschoben. Ist er am Ende vermutlich nie. Ja, mein Arbeitsvertrag ist befristet.. Aber ich glaube, das fügt sich dann schon.
Weiß man das als Frau sonst, ob es die richtige Entscheidung ist? Vor ein paar Jahren waren meine Hormone noch sehr treibend. Jetzt horche ich in mich hinein und weiß es einfach nicht. An manchen Tage, würde ich sagen: Komm lass uns losgehen, wir machen das jetzt sofort und an anderen Tagen habe Angst und Respekt vor der Veränderung, die so ein Schritt ins Leben bringt – sowohl für den Körper, als auch für alles andere. Verantwortung für ein anderes Leben – ein Leben lang. Das ist ein langer Zeitraum.
Dann gibt es da noch meine Eltern, die sich einen Enkel wünschen. Die sich auch in dieser Konstellation freuen würden und wunderbare Großis wären. Plus die zwei weiteren Großelternpaare.
Das Wissen, dass die Konstellation die richtige wäre. Mit einer Freundschaft die nun schon mein halbes Leben lang trägt.
Das war jetzt mal so ein erster Abriss meiner Gedanken dazu.
Noch weiß ich nicht, ob ich das will. Wir haben gesagt, dass wir uns auch Coronabedingt ein halbes Jahr Bedenkzeit geben. Wenn wir es dann beide wollen, dann machen wir das.