Ist Sex meine Droge?

Vielleicht schreibe ich diesen Eintrag in einer Art Katerstimmung. Katerstimmung nach einem Tag und Abend an dem ich losgezogen bin, auf der Suche nach dem Kick. Dem Orgasmuskick. Getrieben von dem Wunsch nach Befriedigung. Intensiver als das, was ich mir selbst herbei masturbieren kann. Obwohl ich in letzter Zeit eine Phase gehabt habe, in der ich sehr viel masturbiert habe. Wie so eine Art Stressabbau. Es tut mir gut keine Frage, aber manchmal, wenn ich das wirklich viel gemacht habe, dann quält mich ein schlechtes Gewissen. Keine Ahnung woher das kommt. Als ob man so manche gesellschaftliche Zwänge auch unterbewusst gar nicht ganz ausschalten kann.

Jedenfalls spielt meine Libido gerade wieder verrückt. Das heiße Wetter hätte einen Einfluss darauf, habe ich irgendwo gelesen. Na, dann hoffe ich einfach mal, dass ihr alle einen Tick geiler seid als sonst und dass es nicht nur mir so geht. Sonst komme ich mir echt freaky vor.

Die Drogenkarriere in meinem Leben ist sehr überschaubar allerdings. Außer einmal kiffen und immer mal wieder Alkohol ist da nicht viel spannendes. Obwohl ich in meiner Teenager-Zeit so ein Technohase war, habe ich es geschafft nie Ecstasy zu schmeißen. Ich hatte immer zu große Angst davor, dass es mir taugt und ich dann nicht mehr davon loskommen werde. Sex ist bei jedem Orgasmus ein kleiner Kontrollverlust. Der Kopf muss ausgehen, sonst wird es kein Orgasmus. Bleibt so ein klein wenig die eigene Angst, wie weit man sich auf Kontrollverluste einlässt um einen Orgasmus zu kriegen. Und die Frage nach dem Steigern der Dosis habe ich mir ja auch im Blog immer mal wieder gestellt.

Das, was ich manchmal bei Mr. Bondage belächle, wenn ich merke, dass er wieder wie ein Getriebener datet, weil er hofft den Kick zu finden, genau das hatte mich heimgesucht in den letzten Tagen. In seinem Fall, weil er hofft den Kick bei einer schönen jungen Frau zu finden und dann meist ziemlich frustriert ohne den Kick zurück bleibt. Genau so getrieben habe ich mich auch gefühlt. Ich wäre ja joggen gegangen in der Hoffnung, dass das hilft, aber das heiße Wetter hat mich meist drin sein lassen. Masturbiert habe ich weniger in den letzten paar Tagen. Wahrscheinlich habe mich mich so übermasturbiert gefühlt. Aber ich bin irgendwie rastlos.

Es gibt so ein paar Konstellationen, in denen ich weiß, dass ich diesen Kick bekomme. Entweder in „Beziehungen/Affären“ in denen ich mein gegenüber schon gut kenne, wir Vertrauen haben, wir uns vor Allem als Menschen gut verstehen (!) und es sexuell gut funktioniert. Wenn wir dann noch einen ungestörten Ort und halbwegs Zeit haben läuft das. Es kann sein einer leckt mich geil, kann sein jemand bespielt mich und schaltet meinen Kopf dabei aus, kann sein er weiß einfach wie man Spielzeug benutzt und will es mir ordentlich besorgen, kann sein er fickt mich gemütlich und ich mach es mir noch dazu. Oder manchmal ergibt es sich eben, dass ein Date damit endet, dass man mit vielen Schmetterlingen im Bauch knutschend irgendwo endet. Wäre alles okay. Aber doch nicht leicht zu finden. Auch mit einer längeren einschlägigen Kontaktliste im Telefon als die meisten.

Auf der Suche nach dem Kick/Orgasmus, der tief geht und mich ruhig werden lässt. Mit Mr. Bondage, wenn er in Spiellaune ist zum Beispiel geht das (muss noch einen Eintrag nachholen). Er kann mit mir dem Fesseln und seinem Spielzeug tiefe große Orgasmen machen. Er war allerdings die letzten Tage nicht verfügbar. Hinzu kommt, dass er in Spiellaune sein muss. Was wiederum ich nicht in der Hand habe, sondern viel mit seinem Leben drumherum zu tun hat. War also keine Möglichkeit. Seit er aber immer mal wieder mit mir spielt und da auch Lust drauf hat, treibt es mich nicht mehr so um. Es ist okay, wenn wir das tun, wenn er Lust hat. Es fühlt sich nicht mehr wie absichtlichter Entzug an und ist damit akzeptabel für mich. Außerdem werden wir demnächst nochmal ein paar Tage wegfahren. Ich kann ihn auf Dienstreise begleiten und freue mich darauf.

Mr. Band, der geile Orgasmen machen konnte, hat sich in eine monogame Beziehung verabschiedet. *schnüff.. Zumindest interpretiere ich seine letzte WhatsApp mit den Worten „Fremdknutschen ist bei mir jetzt nicht mehr“ so.

Mr. Tiefenentspannt ist auch seit einer Beziehung und sehr viel Stress in der Arbeit ziemlich von der Bildfläche verschwunden. Wir schreiben noch manchmal.

Es gibt dann noch die Kollegen…

Oder den jungen potenten Lover. Bei dem ich noch nicht so ganz genau weiß, ob er mich wiedersehen will.

Mich trieb ein weiteres Mal mit dem älteren Kollgen in den Club. Außer, dass wir uns beim Wiedersehen in der Arbeit ziemlich breit angegrinst hatten, hatte es sich erstaunlicherweise überhaupt nicht komisch angefühlt, sich in der Arbeit wieder zu begegnen, nachdem wir Sex hatten. Da ich mich irgendwie seinem Ausgehritual angeschlossen habe, ging ich eben dahin mit, wo er eh hingegangen wäre. Wieder eine GangBang-Party. Das scheint so sein Weggeh-Dings zu sein. Ich finde es zum Gucken schon auch spannend. Allerdings nervt mich manchmal die unterschwellige Erwartungshaltung, dass man eben nur dahingehen sollte, wenn man auch mitmachen will. Es wird natürlich keiner gezwungen, aber man muss dann halt auch aushalten, dass der Rest einen komisch findet. Der Abend mit dem Kollegen war cool und bedarf wahrscheinlich eines eigenen Eintrags, aber brachte mir nicht den tiefen Kick. Was dazu führte, dass ich noch rastloser wurde.

Was darin endete, dass ich am nächsten Tag, weil es sich zufällig ergab mit dem anderen Kollegen vögelnd auf einem Schreibtisch endete. Was geil war, aber schon allein von der Konstellation her, dass man erwischt werden könnte, (obwohl es relativ unwahrscheinlich war) für meinen Kopf schwierig. Ein Kick war da, aber nicht dieser tiefe krasse Orgasmus, den ich Suche. Das wäre auch einen eigenen Eintrag wert, aber ich kann vermutlich nicht drüber schreiben. Aus Gründen. Und auch so ein wenig Kater hinterher, ob man nicht zu weit gegangen ist. Ich bereue es nicht. Eher so die Angst, dass man irgendwann doch unvorsichtig wird. Dass es doch rauskommt und man sich dann fragen müsste, ob es das wert war. Aber Fuck, er küsst einfach so geil.

Am Abend zog ich wieder los in einen Club. Mr Headhunter hatte sturmfrei und wollte mal wieder ausgehen. Wir gingen in einen Club. Es war seine Premiere. Letztes Mal waren wir im Pornokino gewesen. Er war vorher auf einem Firmenevent und hatte getrunken. Zwar nicht übermäßig viel, aber doch bemerkbar. Was unsere Gespräche so ein bißchen workarger machten als sonst. Clubabend ohne Motto. Natürlicher Herrenüberschuss im Publikum. Wir kamen relativ spät. Aber es schwänzelten irgendwie immer noch jede Menge Männer auf der Suche nach dem Kick herum. Auch dieser Abend bedarf eines eigenen Eintrags. Ich hatte kleinere Kicks, aber es gelang mir nicht mich so richtig fallen zu lassen. Hatte alles mögliche probiert. Allein mit Mr. Headhunter in einer Höhle, auf einer großen Matte spät im Club als wenig los war noch ein Mann dazu geholt. Es flog so ein wenig, aber nicht der große Kick.

Jetzt sitze ich am Tag danach mit einer Art Kater zu Hause. Los gezogen zu sein wie ein Süchtiger, aber den richtigen Kick nicht bekommen zu haben. Ambivalente Gefühle: Eigentlich finde ich es okay, selbstbewusst und offen mit den eigenen sexuellen Wünschen umzugehen. Ausleben zu können, was ich will. Wenn mich auf dem Schreibtisch vögeln lassen will. Gut. Do it. Wenn ich den Club will, dann geh ich. Aber wenn es sich so getrieben anfühlt, dann nervt es mich. Es fühlt sich so reduziert auf niedere Triebe an. Getrieben von Lust. Gierig. Nicht rational. Dem alles unterordnend. Das schlechte Gewissen meldet sich. Fühlt sich so unzivilisiert an, so ordinär, so fremdbestimmt. (Allerding muss ich dazusagen, dass ich da im Club immer welche sehen die nochmal in einer ganz anderen Liga spielen dahingehend)

Ich sitze hier, mich selbst davon abhaltend heute Abend dasselbe wieder zu tun. Allerdings findet sich auch gerade niemand für eine alternative Abendgestaltung. Das ist ein bißchen nervig. Und nur einfach daheim abzuhängen alleine vor dem Fernseher fühlt sich wie verschwendete Lebenszeit an. Will nicht jemand rumkommen auf ein Gespräch und ein Bier?