Es gibt Abende, da bleibt man allein mit dem Rest der Rotweinflasche zurück. Ein wenig ratlos. Auch ungefickt, aber ratlos überwiegt. Ich ergründe gerne Menschen, aber manche von ihnen wollen sich nicht ergründen lassen, haben gefühlt eine Burgmauer um sich aufgebaut.
Ich hab den Mann wieder getroffen, der mich bei meinem letzten Pornokinobesuch als die Bloggerin erkannt hatte. Der hatte mich neugierig gemacht, weil er so völlig untypisch reagiert hatte und auch sehr ungewöhnliche Gedanken formuliert hatte. Aber ich war damals schon nicht aus ihm schlau geworden, trotzdem hatte er meine Neugierde geweckt. Erstaunt war ich gewesen, dass er im Pornokino mein Angebot mich zu ficken ausgeschlagen hatte. Dabei erinnert er sich noch gut an meine verlockend gespreizten Beine mit freiem Blick auf meine Muschi, wie er mir später mal schrieb.
Nach dem Ende des Lockdowns hatte ich immer mal wieder Anläufe unternommen mich mit ihm auf ein Gespräch zu treffen. Er blockte ab. Ich wusste immer nicht so Recht, ob er keinen Bock auf mich oder keinen Bock Menschen als solches hatte.
Jetzt nach einem halben Jahr klappte es mit dem Date. Er hatte sehr überraschend gefragt, ob er mit einer Flasche Wein bei mir vorbeikommen dürfte. Ich war super neugierig darauf mich mit ihm zu unterhalten. Wobei ich sagen muss, dass ich mir schon schwer tat, in unserer Kommunikation immer zu erfassen, was er genau will.
Jedenfalls waren wir bei mir, er hatte Wein mitgebracht. Bevor wir uns auf die Lounge setzen, hatte er sich in meinem Zimmer umgesehen. Auf dem Fensterbrett lag mein Satisfyer zum laden. Darüber ergab es sich, dass ich ihm einfach mal meine ganze Spielzeugkiste zeigte. Packte alle Analplugs, meinen Dildo, meine diversen Vibratoren, Vibroeier, Liebeskugeln und was ich noch so alles habe aus. Er sah interessiert zu und fragte mich, ob ich die Dinge mit einem Kondom benutzen würde, was ich verneinte, weil ich sie ja nur mit mir benutze und hinterher desifiziere mit einem Toycleaner. Ich hatte mit dem Vorführen der Kiste gar nichts intendiert und er stieg aber auch gar nicht darauf ein. Ich glaube viele Männer hätten die Gelegenheit sofort genutzt zu fragen, ob sie irgend eines davon ausprobieren dürfen oder ich ihnen eines zeige. Das tat er keineswegs. Ich packte alles wieder brav in meine Kiste und schob sie in das Regal. Aus dem Mann werd ich vermutlich nie schlau werden.
Wir setzen uns auf meine Lounge. Aber schon dort hielt er den maximalen Abstand den man so haben kann. Durch Corona kann ich einfach nicht einschätzen, ob das gerade aktuell so ist, dass jemand da Wert drauf legt, was ich absolut respektiere, oder ob er einfach schüchtern ist, oder ob er einfach nur reden will, was es ja auch geben soll. Unser Gespräch war spannend und bereichernd, auch wenn er mich deutlich mehr reden ließ. Der Wein war gut, es war also kein verlorener Abend. Im Hinterkopf hatte ich aber schon noch, dass wir noch eine offene Rechnung aus dem Pornokino hatte, wo er in der Situation auf Sex verzichtet hatte. Ich hatte im Bad sogar noch sexy Klamotten hinterlegt, falls es sich danach angefühlt hätte. Aber er wollte sich ja schon partout nicht neben mich setzen. Irgendwann wechselten wir nach drinnen. Meine Sitzmöbel sind begrenzt, also blieb nur das Bett. Aber auch da blieb er weiter auf Abstand. Ich war schon ein wenig angeheitert, also auch echt rollig. Und werde dann so zutraulich. Ich hatte das Bedürfnis ihn anzufassen. Aber ich traute mich nicht so recht, weil ich nicht übergriffig sein wollte. Ich fragte ihn, ob ich es okay ist, wenn ich meine Hand auf seinen Oberschenkel lege. Es lies es zu. Aber alles an seiner Körpersprache signalisierte mir, dass das auch schon der maximale Körperkontakt war, den er zulassen wollte.
Je länger der Abend wurde, desto schwieriger fand ich es ihn nicht einfach zu knutschen. Aber mein Kopf sagte mir, dass das übergriffig wäre und man das auch als Frau einem Mann gegenüber nicht macht. Es ist echt ungewohnt, wenn man als willige Frau einen Mann zu Besuch hat, der da so gar nicht drauf anspringt. Engel und Teufel auf meiner Schulter hatten da eine sehr spannende Diskussion am Start. T: Verführ ihn, der will es doch. Er wäre ja schön blöd, wenn er sich diese Chance entgehen lässt. E: Nein, es fühlt sich nicht danach an. Er wollte sich nicht zu dir setzen und alle verbalen Versuche hat er ins Leere laufen lassen. Also akzeptiere einfach, dass er nicht will. T: Aber ich bin so geil. Kann er mich nicht einfach ficken. E: Er mag halt nicht, also Ruhe jetzt. Du bist anständig. Und wenn ihr Emanzen Gleichberechtigung wollt, dann sei jetzt mal ebenso wenig übergriffig, wie du es erwarten würdest. T: Aber ich hab doch so schöne Brüste… E: Ruhe jetzt.
Ich vermute, ab dem Moment, in dem unser Alkoholpegel ein wenig auseinander ging, weil er ja wieder heimfahren musste und es bei einem Glas Rotwein bewenden ließ, merkte er, dass er ich wohl ziemlich hibbelig wurde. Er entzog sich dem, in dem er sich anschickte nach Hause zu gehen. Auch wenn es für mich nicht der gewünschte Ausgang des Abends war, respektiere ich wenn es sich für jemanden nicht nach mehr anfühlt. Ich ließ ihn gehen, mit der Ernstgemeinten Einladung, dass er jederzeit wieder willkommen ist bei mir und meinem Balkon.
Natürlich ließ mich seine Ablehnung erstmal grübelnd zurück, zumal er sich einfach so gar nicht in die Karten schauen lässt, was er denkt und fühlt. Aber er schrieb mir am Tag danach nochmal eine Nachricht, dass es einfach für ihn der falsche Tag oder auch die falsche Zeit ist. Seine Nachricht endet mit den Worten „Die Toykiste fand ich spannend, auch wenn das eigentlich megaspannende das Nutzen der Spielsachen ist und nicht das Anschauen. Naja, dazu war ich der falsche Partner zur falschen Zeit, oder so.“
Ich werde nicht schlau aus ihm. Aber vielleicht ist das auch so gewollt von ihm. Wer weiß.