In den Urlaub zu dritt…

Meine Besties haben geheiratet. Nicht sehr überraschend – die beiden sind seit 10 Jahren ein Paar. Am Ende ohne den jahrelang erwarteten pompösen Heiratsantrag, ganz pragmatisch während der Corona-Zeit in kleinem Rahmen. Und irgendwie war das doch stimmig. Die große Party wird nachgeholt. Jetzt sitzen wir im Flugzeug auf dem Weg in den Urlaub. Es ist der erste Urlaub nach der Hochzeit. Man könnte es als Hochzeitsreise bezeichnen. Nur dass ich auch dabei bin und wir zu dritt ein Zimmer haben werden. Allein reisend hätte ich einfach das doppelte zahlen müssen, so haben die beiden ganz pragmatisch beschlossen, dass wir ein Dreierzimmer nehmen.

Neben der Tatsache, dass wir in die Sonne fliegen freue ich mich auch darauf, dass kurz vor der Winter-Pride-Week ist, also wirklich viele schwule Männer dort sein werden und die Besties mich mit auf ihre Piste nehmen werden. Einfach weil ich es super spannend finde in andere Szenen als meine eigene einzutauchen. Zu verstehen, wie man dort tickt, was dort passiert. Der feste Vorsatz ist also, dass sie mich mal zum Aufreißen mitnehmen. Und es ist auch völlig okay für mich, dass mich unter Unmengen an Männer keiner auch nur mit dem Arsch anschauen wird. Schön wäre es, wenn es nen hotten Bi-Mann geben würde, aber muss auch nicht. Es ist auch voll okay, wenn die Männer mal nur ihr Ding haben.

Meine Besties sind ein spannendes Pärchen. Für mich haben sie die tragfähigste Beziehungsgrundlage aller Paare, die ich kenne. Mit einer unglaublichen Offenheit den jeweils anderen mit all seinen Facetten zu akzeptieren. Mir würde nichts einfallen, über was die beiden nicht sprechen können. Im Bereich Sex ist es bei den beiden so, dass Bestie1 – ich nenne ich hier im Blog mal Qutie (wie Cutie) – unglaublich viel Sex braucht und wild aufreißen geht, sich auch in den unterschiedlichsten Spielarten ausprobiert. Also noch mehr als ich. Wenn wir Sonntag Abends üblicherweise sehen, dann frage ich immer erst mal viel er vergangene Woche gevögelt hat. Was wunderbare Gespräche ergibt.

Bestie2 (steht im übrigen nicht für Bestie als deutsches Wort, sondern im Sinne von bestfriend, sprich Bestii) ist eher ruhiger. So ganz ab und an zieht er auch mal los. Aber eher selten. Er will auch innerhalb der Beziehung eher selten Sex. Das ist ihm einfach nicht so wichtig. Bestie2 lässt Qutie aber laufen, ist da eigentlich nie eifersüchtig. Er ist sogar meist froh, wenn Qutie loszieht, zufrieden und ausgeglichen zurückkehrt. Dauerhaft untervögelt wäre er vermutlich etwas unleidig.

Das geht sogar soweit, dass ein Lover und guter Freund von Qutie dessen Trauzeuge war. Was lustig ist, wenn man bei seiner eigenen Hochzeit zwischen zwei Männern stehen kann, die man aktuell beide liebt und vögelt. Und für alle Beteiligten ist das völlig in Ordnung.

In dieser Konstellation sind wir also in den Urlaub geflogen. Wir haben zu Hause schon immer bedauert, dass es wenig bis gar keine Sex-Clubs bei uns gibt, wo beide Szenen sich rumtreiben gay und hetero. So dass wir dahingehend eigentlich nie zusammen losziehen können. Ich werde nun eine Woche weit in die schwule Welt eintauchen. Und wenn ich vom Schwuppen-Bomber (also einem Fluzeug, das die Besucher der Gay-Pride auf die Insel befördert) spreche, dann nie despektierlich, sondern weil sich das was die Jungs sagen auf mich überträgt. Ich lerne die Vorteile von Grindr kennen und wie Sexdating funktioniert, wenn es keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen den Beteiligten gibt. Das man vorsichtig sein muss, welche Farbe man als schwuler Mann anzieht, wenn man Abends mit Absichten auf die Piste geht. Welche Vorteile die Prep hat. Und sich immer die Frage stellt ob aktiv oder passiv. Welche Gruppierungen es in der schwulen Szene gibt. Dass Mann auch morgens um 6 Uhr ein Date für einen schnellen Fick klar machen kann. Welche angesagten Fetisch-Klamotten es gibt. Und wo man Cruisen geht. Es sind immer nur Einblicke, meine Eindrücke. But I love it. Ich werde berichten.