Um allen Rassismusvorwürfen Einhalt zu gebieten, diese These habe nicht ich in den Raum geworfen, sondern mein kongolesischer Mitfahrer..
Auf dem Weg nach Wiesbaden sollte es schon ein wenig kurios werden. Ich nahm einen Mitfahrer über eine Mitfahrzentrale mit. Das habe ich schon oft gemacht und habe dabei schon wirklich spannende Menschen kennengelernt. So war es auch dieses Mal. Miller, so nannte er sich, kongolesischer Abstammung. Sein Reiseziel war Mainz. Miller war ein lustiger Typ mit kurzen Rastazöpfen. Nicht das Modell Kiffer, eher Rapper (okay, das war ein Klischee). Ansonsten nahm ich ihn wie jeden Mitfahrer erst mal Vorurteilsfrei und war gespannt, was er so für ein Mensch ist und was für eine Geschichte er zu erzählen hat. Vier Stunden Autofahrt geben doch ein wenig Raum sich kennenzulernen.
Wir sprachen Englisch, obwohl Miller Deutsch gelernt hat und auch alles versteht, aber im Sprechen noch nicht so sicher ist. Hat einen festen Job, nen coolen Chef, und drückte mir gleich mal rein, dass ich viel älter aussehe, als ich bin.. pfff. Wir sind genau gleich alt, er war aber der Meinung, dass ich viel älter aussehe als er. Und natürlich kam relativ schnell die Frage nach meinen Familienstand. (Bei der Frage sind viele andere Kulturen immer schneller, als wir hier) Ledig, ohne Kinder meine ehrliche Antwort. Auch Miller war solo, hatte sich erst von seiner russischstämmigen Freundin getrennt.
Dann erklärte er mir, dass wenn man Frauen zu viel Freiraum gibt, dass sie immer Blödsinn machten. Flirten beim Weggehen. Weggehen überhaupt nur zum Aufreisen von Typen… Er würde mich, wenn wir zusammen wären nicht allein nach Wiesbaden fahren lassen. Daraufhin erklärte ich ihm, dass das Quatsch ist und für mich das überhaupt nicht gehen würde.
Er erklärte mir, was wahrlich wichtig sei im Leben.. nämlich Familie und Kinder.. das konnte ich wiederum mitgehen. Ich sagte, dass es dazu halt den Richtigen braucht, aber ich nicht krampfhaft danach suchen würde.
Dann wurde es allerdings ein wenig seltsam und meine Alarmsirenen gingen an. Und das wären sie auch bei jedem anderen Mitfahrer, der sich so verhalten hätte. Er packte eine kleine Flasche Wein aus und fing an diese zu trinken. Ich fragte ihn, warum er denn schon morgens tränke. Und er meinte lapidar, weil es kalt draußen ist. Gut wir waren schon vor ner Stunde losgefahren und in meinem Auto war es warm.. Aber ab da war ich sensiblisiert und passte auf, was er so tat..
Dann sagte er, dass er ne Pinkelpause braucht. Ich wollte an der nächsten Tankstelle halten, weil dort eh lieber gehe und ich nicht auf einem abgelegenen Parkplatz mit meinem angetrunken Mitfaher landen wollte. Safty first. Bis zur nächsten Raststätte waren es aber noch ein paar Kilometer. Miller wurde innerhalb von Minuten ziemlich zappelig auf dem Stuhl und ich merkte, dass er wirklich dringend musste. Er war völlig angespannt. Irgendwann ging gar nichts mehr und ich sah mich genötigt die nächste Ausfahrt runterzufahren und 100 Meter später zu halten. Er sprang raus und erlöste sich. Sowas hab ich auch noch gar nie bei einem Erwachsenen erlebt. Er war sichtlich erleichtert und entschuldigte sich auch für die Umstände.
Wir fuhren weiter und unterhielten uns weiter. Er erzählte mir, dass er Musik macht und dass er ein Lied für seine Ex geschrieben hat, als sie noch zusammen waren. Das sang er mir dann auch vor und es klang wirklich gut. Er konnte gut singen.. Dann stellte er die These auf, dass seine Ex nun für alle weißen Männer für immer versaut sei und sie nur noch schwarze Männer nehmen würde. Das ginge allen Frauen so. Aha, sagte ich und wußte worauf er anspielt. Aber so einfach wollte ich es ihm nicht machen und fragte, warum dass denn so sei.. Und er meinte nur, „eyy you know about black men…“ ich fragte, was? Er druckste rum und wollte nicht so Recht raus damit… Das amüsierte mich köstlich. Aber wir ließen es dann unausgesprochen stehen..
Ob ich denn schon mal was mit nem Schwarzen gehabt hätte? Ich sagte wahrheitsgemäß nein. Ob ich es mir vorstellen könnte. Ich Depp sagte wahrheitsgemäß Ja. Ich würde es nicht bereuen, meinte er.
Dann kamen wir darauf zu sprechen was er in Mainz und ich in Wiesbaden wollte. Das genau gleiche. Wir würden beide jemanden treffen, den wir nur vom Telefon kennen. Er eine Frau die er in einem Chatroom kennengelernt hat und ich meinen Telefonmann..
Als ich erzählte, dass der Mann den ich treffe, verheiratet ist, da wurde ihm klar, dass es bei mir nur um Sex geht. (Manchmal sollte ich mal mit der Ehrlichkeit hinter dem Berg halten, verdammt) Und er wollte mir erklären, dass es doch viel besser ist eine Beziehung zu haben… Da gab ich ihm Recht und sagte, dass ich eben warte, bis der Richtige vorbei kommt, aber bis dahin etwas Spaß haben wollte.
Kurz vor Wiesbaden, als klar war dass wir nur noch 15 Minuten vom Ziel entfernt waren, fragte er mich, ob ich ihn denn wiedersehen wolle. Ich druckste ein wenig rum. Er lud mich dann zu nem Festival ein und ich sagte, dass ich gerne dort vorbeischauen würde. Aber in München wollte ich ihn nicht am Sonntag gleich wiedersehen…Gut, ich dachte das Thema wäre durch, da fing er dann damit an, ob ich denn eine Beziehung mit ihm anfangen wolle, jetzt gleich.. Wie jetzt? Ja die Gefühle würden dann später schon kommen… Aha.. NEEEEEIIIINNNN.. Die Reihenfolge ist falsch, meinte ich.. Und war froh den Hauptbahnhof zu sehen. Damit war dann das Thema Beziehung zum Glück erledigt. Die eigentliche Übersetzung für den Vorgang heißt, er ist katholisch, Sex kommt außerhalb einer Beziehung für ihn nicht Frage, also fragt er nach einer Beziehung, obwohl er Sex haben will. Gut, denn eine Beziehung war deutlich plausibler weg zu argumentieren, als Sex. (Zumindest nach unserem Gespräch)
Dort angekommen, machte er sich auch gleich vom Acker, weil er glaubte, dass mein Telefonmann gleich um die Ecke biegen würde… Puh…was ne Fahrt 🙂
Nichtsdesto trotz auch wegen solcher Gwschichten nehme ich immer gern Menschen mit. Und um ehrlich zu sein, die angestrengenste Mitfahrklientel, die ich am wenigsten gern mitnehme, sind junge deutsche Frauen.. Mit keiner anderen Gruppe habe ich so schlechte Erfahrungen gemacht.