Daten für was Beständiges…

Es war mir keinen eigenen Eintrag wert, aber Mr. Rich hat sich zwei Tage später nochmal gemeldet und mir ein gutes Jahr gewünscht und nach meinen Blowjobkünsten gefragt. Das ließ mich sehr schmunzeln. Ich habe im selbiges gewünscht und das Angebot aufrechterhalten. (Wir hatten im Telefonat vor dem Treffen auch darüber gequatscht und ich sagte, dass ich das gern mache und auch glaube gut zu können.) Seitdem ist allerdings nichts mehr passiert.

Kurz vor dem Jahreswechsel habe ich mein Profil auf der Rirarammelseite um folgenden Text ergänzt.

Zeit für etwas Ernstes

Was meint was Ernstes:
Es meint einen Mann für den ich die wichtigste Frau bin, der mit mir eine Beziehung eingehen möchte. Den ich auch mal meinen Eltern vorstellen kann. Aber mit der Bereitschaft offen zu bleiben für die sexuellen Bedürfnisse des Partners. Das verstehe ich unter offener Beziehung. Ich muss nicht am Anfang drei Affären mit in die Beziehung einbringen und darauf bestehen, wenn es nicht passt. Ich kann mir auch vorstellen, dass mir am Anfang ein monogames Modell genügt. Allerdings hat mich meine Erfahrung gelehrt, dass es das nicht für immer tun wird. Deswegen will ich ehrlich ansprechen können, wenn das eben nicht mehr so ist. Ich bin bereit die Bedürfnisse meines Partners ernst zu nehmen, auch wenn ich sie nicht erfüllen kann, so soll er sie offen äußern können, um dann eine Lösung zu finden. Sich gemeinsam weiterentwickeln als Menschen.

An manchen Tagen tickt sie lauter, an anderen leiser. Jetzt bin ich über 30 und komme nicht aus ab und an mal zu meiner biologischen Uhr zu schielen. Ich bin ein Familienmensch, ich will eigentlich Kinder. Aber nur mit jemandem, der auch welche mit mir will.

Wie muss er sein, außer offen:
Intelligent. Ganz wichtig für die Augenhöhe. Eine Partnerin wollend, die nicht als Schmuckstück dient, sondern als Partnerin. Eine Schulter zum Anlehnen, aber ein Mann der sich auch an meiner Schulter anlehnt.
Mit sich im Reinen, nett und dominant. Auch wenn ich aus einer vergangenen Beziehung noch ein paar Kilos zu viel mit mir herumschleppe. Ich bin ein aktiver Mensch und ich brauche einen sportlichen Mann. Der muss jetzt nicht in Topform sein, aber Sport und Bewegung grundsätzlich mögen. Wenn man mich ein wenig anschiebt, dann bin ich vermutlich ziemlich schnell wieder fit.

Ich brauche einen gewissen Freiraum, (damit ist nicht sexuell gemeint). Ich funktioniere nicht als Paar, das sich dauernd auf der Pelle sitzt. Ich bin gern zu zweit, aber auch gern allein. Jemand noch am zustimmend Nicken?

 

Daraufhin bekam ich eine supernette, superlange Mail von meinem Mann, der mir genau wegen dieser Ergänzung meines Profils geschrieben hatte. Nicht lange gefackelt und ein Date zum Essen ausgemacht. Ich fuhr hin und war sehr gespannt, ob das nun anders wäre als die Dates vorher, die irgendwie weniger Intention hatten. Mann sympathisch, Unterhaltung gut, Essen sehr lecker. Passte soweit. Doch dann irgendwann im Laufe des Gesprächs lässt er raus, dass er sich ja erst vor nicht allzu langer Zeit von seiner Frau getrennt hat und sich erstmal nichts Festes vorstellen kann. Aha?? Wie jetzt? Ist klar, ne. Naja, was soll es. Wäre auch schräg gewesen, wenn es beim Ersten gleich passt. Vielleicht funktioniert das am Ende auch nicht über eine Sex-Datingseite. Aber ich kann ja einfach mal ein weig probieren 🙂

 

Dates und Politik

Bloggen in guten, wie in schlechten Zeiten: Es hat nach der Buchmesse also genau vier Tage gedauert, bis die Absage von dem großen Verlag kam, bei dem ich mich am Stand vorgestellt hatte. „Wir sind nicht an dem Inhalt Ihres Blogs interessiert“. Ich müsste darüber nicht schreiben. Aber ich tue es,wie immer. Denn das Leben läuft natürlich nicht immer so, wie man es gern hätte.

Natürlich habe auch ich diese ureigene Angst mich zu blamieren. Mich in etwas zu verrennen, das fern jeder Realität ist. Mir am Ende völlige Selbstüberschätzung eingestehen zu müssen. Manche Kritiker werden sich jetzt bestätigt fühlen: Siehste, habe ich dir gleich gesagt, dass dein Zeug vom Niveau her nicht reicht. Dass es sprachlich zu lieblos, inhaltlich zu flach und nur einer unter 1000en Blogs ist.

Nach der ersten Absage aufzugeben kommt allerdings nicht in Frage. Es wäre nämlich ähnlich vermessen, zu glauben, dass er kürzeste Weg ans Ziel führt. Außerdem habe ich außer meinem Gesicht vor mir selbst nichts, aber auch rein gar nichts zu verlieren. Ich werde also sehen was passiert. Ich habe die Absage zur Kenntnis genommen. Wenn die Kritik irgendwann größer wird, als die Bestärkung, dann werde ich den Traum aufgeben. Das als Aspekt am Rande.

Dates und Politik

Vermutlich ist es eine goldene Dateregel, nicht über Politik zu sprechen beim ersten Date. Aber erstens halte ich mich ja nie an solche Regeln und zweitens spätestens wenn ich erzähle, was ich studiert habe, dann landet das Gespräch sowieso in diesem Themengebiet. Seit das bestimmende politische Thema in letzter Zeit die Flüchtlingsfrage ist, hat das für Dates noch einmal einen ganz andere Brisanz. Vermutlich weil das Thema so dominierend ist, dass es eigentlich niemanden gibt, der sich dabei nicht positioniert. Beziehungsweise hat die Meinung zu diesem Thema was mit einer Haltung zu tun. Mit einer grundsätzlichen Haltung. In früheren Dates ging es auch um Politik. Ich halte es auch gut aus, wenn jemand nicht den selben Standpunkt vertritt wie ich, oder einer anderen demokratischen Partei anhängt. Aber das Thema Flüchtlinge bringt so schnell wie keine anderes latenten Rassismus zum Vorschein.

Um sonst soweit zu einem Menschen vorzudringen, dass man am Ende wußte, welche Haltung derjenige einnimmt, hat es vorher mit ziemlicher Sicherheit mehr als ein Gespräch gedauert. Man hat sich vermutlich meist um einfachere Themen gedreht. Die politischen Fragen waren nicht so eklatant, dass man sich zwingend auf eine Seite stellen musste. Aber ich merke, dass die persönliche Haltung in der Flüchtlingsfrage für mich sehr große Relevanz besitzt. Uneinigkeit in der Flüchtlingsfrage als Datekiller sozusagen. Vor allem als Sexkiller. Ich kann niemanden vögeln, bei dem ich auch nur leichten Rassismus vermute. Keine Chance. Egal wie er aussieht.

Vermutlich könnte ich Dates in naher Zukunft einfach abkürzen mit: „Hi ich bin Remi, sag mal, wie stehst du eigentlich zur Flüchtlingsfrage?“

Vor Allem überrascht und erschreckt mich die Tatsache, wieviele gut ausgebildete Mittelschichts-Männer Meinungen vertreten, die ich schwer ertragen kann. Ängste darf man formulieren, darüber reden und diskutieren, gar keine Frage. Aber wenn der Bodensatz der Ängste Rassismus ist, dann endet die Toleranz für mich. Dann wird man sich wohl nicht wiedersehen.