Blogparade „Erniedrige mich – nicht.“

Ich würde so gern mehr schreiben, aber das Leben fühlt sich aktuell immer noch zu vollgestopft an. Ich sitze gerade in Berlin in einem Café beim Frühstück. Mr. Bondage mich mitgenommen. Er hat gerade einen familiären Termin und hat mich hier geparkt. Ich nutze die Gelegenheit um zu Schreiben. Ich bin ja im Rahmen der Blog-Parade mit dem Thema Erniedrigung dran.

Erniedrigung, was bedeutet das für mich in sexueller Hinsicht? Schwieriges Thema. Die schlechte Nachricht für die Blogparade ist, dass Erniedrigung  für mich sexuell so wenig funktioniert, wie das Konzept der Bestrafung. Es macht nichts mit mir. Es erzeugt – wenn überhaupt – Rebellion oder eine Wurschtigkeit.

Wenn man im Bereich BDSM unterwegs ist, dann begegnet einem das Thema sicher irgendwann. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, dann zum ersten Mal, als es darum ging ein Halsband öffentlich zu tragen. Was in meinem Fall in einem sehr desaströsen Abend geendet hatte. Für ihn war das ein zum Spiel anziehen, für mich ein symbolisch riesiger Akt. Auch wenn mir das in dem Moment gar nicht bewusst war. Ich hab mich einfach dagegen gesträubt, mich öffentlich zu meiner Rolle als Sub zu bekennen, mich zu unterwerfen. Ich war noch nicht so weit. Vielleicht geht man als Dom mit diesem Moment ein wenig einfühlsamer um, wenn einem bewusst ist, dass das auch was mit Erniedrigung zu tun hat und nicht nur dazu dient zu zeigen, dass man eine Einheit als Dom und Sub darstellt. Mit viel Reflektieren über selbstbewusstes und selbstbestimmtes Sub-Sein, hat die Erniedrigung im Anlegen des Halsbands die Erniedrigungskomponente verloren. Aber das braucht auch einfach Zeit. Ich tue es immer noch selten, was aber eher mit einem rebellieren gegen „Dinge, die alle tun“ zu tun hat.

Ich hatte auch schon so ein paar Momente auf meiner sexuellen Reise, wo das Thema Erniedrigung aufploppte. Einmal  beispielsweise hatte ich so einen Online-Dom, der mir via Chat Dinge befohlen hat. Ich probier ja immer erst mal alles aus bevor ich es gut oder doof finde. Jedenfalls wollte er, dass ich mir mit einem Lippenstift Schlampe auf den Bauch schreibe und ihm ein Bild davon schicke. (ohne Kopf selbstverständlich, ich bin ja nicht verrückt).

Was habe ich davon mit genommen?

  • Ich probier ganz schon schräges Zeug aus. Manchmal wenn mir das Foto begegnet muss ich sehr grinsen, was ich da so mitgemacht habe.
  • Sich Schlampe auf den Bauch schreiben hätte so aus meinem feministischen Selbstverständnis heraus schon was Erniedrigendes. Aber dazu müsste ich mein Gegenüber an mich heran lassen und mir nicht denken: „Ochja, wenn es dich geil macht, dann mach ich das halt.“
  • Lippenstift geht gar nicht so leicht wieder vom Bauch ab.
  • Dieses Online-Dom-Dings funktioniert null für mich. Ich müsste schon eine emotionale Beziehung zu dem Mann haben, dass das funktioniert. Und ohne ihn dazu mal in real getroffen zu haben, wir das eher schwierig. Es ist nicht unmöglich, aber dann müsste es schon zufällig sehr passen. Ohne Belohnung (Orgasmus oder Nähe) nervt mich das schnell.

Aber auch im richtigen Spiel gab es Momente in denen mir das Thema Erniedrigung begegnet ist. Just gestern beim Fesseln hatte ich einen Moment, wo mir Mr. Bondage in der Suspension bei der fremde Menschen zugesehen haben die Hose über den Hintern runter gezogen hat. Ich hing in den Seilen und dachte mir: „Aha, ein bißchen public disgrace machen wir heute also. Na gut, wenn er meint, er muss es angucken.“ Und dann war es mir wurscht. Ich war gefesselt und konnte offensichtlich für alle eh nix dran ändern. Über Dinge aufregen, die man nicht ändern kann, bringt ja bekanntlich eh nichts, also habe einfach nicht weiter drüber nachgedacht. Also habe ich mich auch nicht erniedrigt gefühlt. Wenn ich dem Menschen mit dem ich spiele vertraue, wenn da emotional was passiert zwischen uns, dann mache ich ziemlich viel mit innerhalb eines Spiels. Manches gefällt mir und turnt mich an, manches gefällt mir nicht, aber turnt ihn an. Das ist beides sehr okay. Eine Situation ist zumindest aus meiner subjektiven Sicht heraus, deshalb nie eine Erniedrigung, weil ich mich nicht erniedrigt fühle. Ich denke mir: „Gut, wenn es dir gefällt, dann mach das halt“, aber nicht „Oh Gott, oh Gott wie schrecklich.“ Als mich Mr. Bondage mal auf einer Party in einer Ecke hat eine Weile alleine knien lassen hat, habe ich mir gedacht, „Na warte, dann nutze ich das halt um zu meditieren“, habe mich auf  meine Atmung konzentriert und den Rest der Veranstaltung komplett ausgeblendet. Erniedrigung funktioniert ja immer nur individuell zwischen zwei Menschen –  im Kopf der Beteiligten.

In einem kinky Umfeld, auf einer Party oder im Club, da kann ich mir gerade nicht viel vorstellen, was ich wirklich erniedrigend finden würde, einfach weil da im Regelfall Menschen sind, die auch einen Fetisch haben und die eh verstehen, dass es ein Spiel ist. Es fallen mir genau zwei Dinge ein die für mich funktionieren würden: Eine Ohrfeige oder ins Gesicht wichsen. Im geschützten Rahmen in der Szene ist mir einfach (mittlerweile) vieles egal, beziehungsweise ist halt dann nicht erniedrigend.

Vielleicht ist dieser Blogeintrag gar nicht wert veröffentlich zu werden, weil er eigentlich überhaupt keinen sinnvollen Beitrag zum Thema Erniedrigung leistet. Das ist einfach der spontane erste Erguss, der mir eingefallen ist. Vielleicht ergibt sich eine Diskussion aus der heraus sich meine Sichtweise noch verändert. Ich habe ehrlicherweise bisher nicht sehr viel über das Thema nachgedacht. Vielleicht ist Erniedrigung auch deutlich öfter Teil auch meines Sexuallebens, als mir im Moment bewusst ist.

Die anderen Teilnehmer der Blogparade

 Margaux Navara – 02. Oktober

Tanja Russ Tanja Russ – 05. Oktober

Ein Keks packt aus Ein Keks packt aus – 16. Oktober

Taras Ropes Taras Ropes – 19. Oktober

Herzinfucked Herzinfucked – 23. Oktober

My life in fur My life in fur – 26. Oktober

Training of O Training of O – 30. Oktober

SMBlogger-Fragerunde

Ich werde nach einer ganzen Weile mal wieder an einer Blogparade teilnehmen. Das Thema wird Erniedrigung sein und ich hirne schon, was ich dazu wohl beitragen könnte.

Es beginnt damit, dass alle Teilnehmer eine Fragerunde beantworten. Die Links zu den anderen Blogs findet ihr unten.

 

1. Charakterisiere dein Lebensgefühl mit einem Satz.

laugh, love, live and fuck

 

2. Würdest du eher auf Sex oder auf Humor verzichten?

Eher auf Sex. Ich glaube ohne Humor wäre mir das zu anstrengend. Ich will lachen im Bett, wenn was schief geht. Ohne gemeinsames Lachen, kein Sex.

 

3. Welche Zweifel hast du beim Schreiben deines Blogs?

Werde ich den beteiligten Menschen auch gerecht, ohne sie zu sehr zu erkennen zu geben. Sie zu charakaterisieren, ohne sie zu verraten. Manchmal gar nicht so einfach.

 

4. Gäbe es für dich einen Grund mit dem Schreiben oder Bloggen aufzuhören?

Wenn mein Blog Leid verursacht. Als die Partnerin meines Arbeitskollegen erkannt hat, dass wir eine Affäre haben und zwar weil sie mein Blog gelesen hat, da habe ich darüber nachgedacht, ob ich nicht aufhören soll zu schreiben.

 

5. Ein Gedankenspiel: Stell dir vor du müsstest entscheiden: a) Entweder auf alle deine Fotos verzichten oder b) all dein Geld und die Ersparnisse aufgeben? Wählst du a) oder b) und warum?

Geld war mir noch nie besonders wichtig. Ersparnisse habe ich keine. Das wäre quasi kein Unterschied zu jetzt, also könnte ich sehr leicht auch darauf verzichten.

 

6. Marmelade oder Nutella?

Marmelade von Oma

 

7. Was ist dein Rezept gegen Schreibblockaden?

Vögeln. Die Frage ist bei mir eher, ob ich die Zeit habe zu schreiben. Dadurch, dass ich meine Geschichten nicht erfinde, sondern nur wiedergebe, habe ich quasi keine Schreibblockaden. Meistens eher keine Zeit, die Erlebnisse zeitnah aufzuschreiben und dann verblasst die Erinnerung an die Details oft etwas. Wenn ich keinen Sex habe, gibt es quasi nichts zu erzählen. Also vögeln gegen Schreibblockaden…

 

8. Versuchst du in deinen Posts für Leser zu schreiben oder eher für dich?

Immer nur für mich. Es ist mein öffentliches Tagebuch. Es ist Teil meiner Reflexion. Da manche der Beteiligten mitlesen, versuche ich völlig auszublenden, dass sie das tun. So wie ich es Freundinnen erzählen würde, so schreibe ich.

 

9. Wenn du der Welt etwas zurufen könntest, was würde das sein?

„Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe.“ Gebt euch Nähe.

 

10. Bist du bei Strafen eher für Paddel, Gerte und Peitsche zu begeistern oder Hand und Gürtel?

Ich finde das Konzept bestraft zu werden überhaupt nicht logisch. Zumal bestraft werden ja eine Blohnung stellt für die meisten darstellt. Dann lieber gleich mit Schlägen belohnt werden.

 

11. Gehst Du noch einer geregelten Tätigkeit nach?

Einer? 🙂 Hauptjob plus zwei Nebenjobs… plus Engagment… manchmal erstaunlich, dass ich Zeit für Dates finde.. und zum Schreiben danach. Es wird sich aber was ändern in nächster Zeit. Ich mag mir mein Leben ein bißchen weniger vollstopfen.

 

12. Kannst Du vom Bloggen leben?

Ich habe noch nie auch nur einen Euro Geld damit verdient. Bis auf ein paar Spenden für den WordPress Jahresbeitrag die ich mal genommen habe, habe ich sehr bewußt noch nie einen Euro genommen.

 

13. Würdest Du gerne vom Bloggen leben?

Wenn mir ein schlüssiges Konzept dazu eingefallen wären, dann hätte ich das vermutlich in Erwägung gezogen. Am ehesten schiele ich immernoch auf die Idee ein Buch daraus zu machen. Was allerdings nicht einfacher wird, weil ich jetzt dann viel Geld für Miete ausgeben und wenig Spielraum haben werde in naher Zukunft. Falls jemand ne zündende Idee hat…. Her damit.

 

Der Rest der Bande 🙂

Tomasz Bordemé

Training of O

Taras Ropes

Mein Leben im Pelz

Margaux Navara

Ein Keks packt aus

Blogparade: Nur im Kopf

Ich habe mich von der lieben Kari breitschlagen lassen, an einer SM-Blogparade teilzunehmen, die den Titel #NurimKopf trägt. Alle Autoren haben dazu einen Text geschrieben, in dem es um Fantasien geht, die man im Kopf hat, aber aus irgendwelchen Gründen nicht ausleben möchte/kann. Ich sollte meinen Text eigentlich am 22. Dezember veröffentlichen, aber manchmal küsst mich die Muse nicht rechtzeitig (Oder ich war mit knutschen beschäftigt :-))

Nun erst mal die Links zu den anderen Texten:

  • Initiator ist Tomasz Bordemé dessen Text zu „Nur im Kopf“ findet ihr hier.
  • die liebe Kari: Hier
  • Ben Wilders Lusttagebuch: Hier
  • Margaux Navara – Autorin mit Lust an BDSM: Hier
  • Devote Romantikerin: Hier
  • Tanja Russ: Hier

Und nun setze ich mich mal mit dem Thema auseinander: Nur im Kopf. Wer jetzt eine ausgeschmückte Fantasie-Geschichte erwartet, den muss ich vorher schon enttäuschen. Was ich nicht kann: Geschichten erfinden. Was ich kann: Erlebnisse nacherzählen. Nichtsdestotrotz gibt es auch in meinem Kopf Fantasien. Allerdings finde ich es viel einfacher sowohl über Erlebtes zu schreiben, als auch zu erzählen. Damit habe ich wenig Probleme. Einen Einblick in die geheimen Fantasien zu geben finde ich sehr viel intimer. Stellt sich die Frage, wie tief lasse ich euch in meine geheime Kopfkino Filmothek blicken?

Viele Dinge, von denen ich dachte, dass ich sie nie tun würde habe ich mittlerweile abgehakt. Die ganzen Pornokino-Geschichten bei denen ich mich habe abgreifen lassen zum Beispiel…

Eine Fantasie, die ich mit zwei Drittel aller Frauen teile, ist eine Vergewaltigungsfantasie. Ich habe mich immer gefragt, warum wünsche ich mir, dass jemand über mich herfällt und sich einfach brutal nimmt, was er will. Nach Recherche und nachlesen denke ich Narzissmus ist die Antwort. Zumindest war das für mich bisher die einleuchtendeste Erklärung. Ich glaube, dass ich es in dem Buch von Daniel Bergner – „Die versteckte Lust der Frauen – ein Forschungsbericht“ gelesen habe. Wenn ich mich Recht erinnere steckt seiner Meinung nach dahinter der Wunsch so begehrenswert zu sein, dass der Mann sich über alle gesellschaftlichen/gesetzlichen Konventionen hinweg setzt, alle Bedenken beiseite schiebt, sich nicht mehr zurückhalten kann und sich einfach nimmt was er möchte, nämlich mich. Das ultimative Begehrtwerden.

Ähnlich argumentier auch Professor Ulrich Clement dazu im Zeit-Interview:

ZEITmagazin ONLINE: Den Mann gedanklich über mich herfallen zu lassen – worin besteht denn dabei der Reiz?

Clement: Es gibt eine interessante Theorie zu Vergewaltigungsfantasien, die besagt, dass es sich um verkappte Triumphfantasien handelt. Die Frau folgt mit der Inszenierung einem Unwiderstehlichkeitsparadigma: „Der will mich, weil ich so attraktiv bin.“ Er kann gar nicht anders!

ZEITmagazin ONLINE: Das ist ja mal eine ausgewachsene Allmachtsfantasie.

Clement: Absolut! Die Vorstellung „Ich bin so unwiderstehlich, dass der andere nur über mich herfallen kann“ ist grandios und macht es so erregend.

ZEITmagazin ONLINE: Sie sagten eben, dass das Thema Vergewaltigungsfantasien in der Sexualforschung aktuell sehr diskutiert wird. Warum?

Clement: Man weiß schon lange, dass es solche Gewaltfantasien gibt und wie häufig sie vorkommen. Man hat sie nur nicht richtig verstanden. Die Sexualforscherin Marta Meana sagt, wir haben uns darin geirrt, Frauen immer als Wesen zu betrachten, die ausschließlich an der Beziehung interessiert sind. Frauen sind viel narzisstischer, als sie zugeben. Sie wollen eigentlich großartig gefunden und begehrt werden. Deshalb denken sie sich Fantasien aus, in denen alle Blicke auf sie gerichtet sind.

ZEITmagazin ONLINE: Das klingt so schlüssig, dass man sich fragt, warum die Forscher nicht früher auf diese Erklärung gekommen sind. Passte sie nicht ins Frauenbild?

Clement: Sexualforschungskolleginnen sagen, dass sie jahrelang das Bild einer Frau zur Referenz genommen haben, die autonom über ihre Sexualität verfügt und sagt, wann sie Lust hat, und sich dann auf einen Mann einlässt oder einen verführt. Das ist ein sehr feministisch inspiriertes Bild. Diese Sexualforscherinnen verstehen jetzt, das sie selbst einem politisch motivierten blinden Fleck aufgesessen sind: Sie haben gedacht, Begierde würde bedeuten, sich dem Mann und seinem männlichen Blick zu unterwerfen. Sie haben übersehen, dass es auch ein eigenes Bedürfnis der – ansonsten autonomen, starken – Frauen gibt, und zwar das Bedürfnis, begehrt zu werden. Das hatten viele Sexualforscherinnen sich bisher verboten zu sehen, weil es nicht in ihr Frauenbild passte.

Seit ich weiß, dass mein eigener Narzissmus dahinter steckt, habe ich die Fantasie viel seltener. Für meine Fantasie war es also der völlge Lustkiller nach dem Warum zu fragen. Wie so manches Mal im Leben 🙂

Mein aktueller Lieblingsfilm im Kopfkino geht in etwa so: Eine Plattform in einem Raum. Drumherum ein Dutzend Männer in dunklen Anzügen. Ich befinde mich nackt auf einen Sybian gefesselt auf der Plattform. Meine Hände sind zur Seite in ein Eisengestänge eingebunden. Es gibt ein Fernbedienung mit dem die Männer den Sybian bedienen können. Sie können darüber bestimmen, wie oft ich komme und wann, mich mit Orgasmen quälen. Manchmal kommt einer der Männer zu mir und ich muss ihn blasen, während mich das Gerät stimuliert… Irgendwie auch narzisstisch. 🙂